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USA verbannen auch in der Schweiz verkaufte IoT-Produkte

IP-Kameras sollen die nationale Sicherheit gefährden.

Fünf bekannte chinesische Elektronik- und OEM-Hersteller wurden gemäss des US-amerikanischen Secure Networks Act zur Bedrohung für die nationale Sicherheit erklärt. Neben Huawei und ZTE, die bereits seit 2019 als Sicherheitsrisiko gelten, sind nun auch Hytera, Hikvision und Dahua betroffen.

Alle Unternehmen stehen ab sofort auf der Verbotsliste für den Einsatz in US-Behörden. Diese Produzenten sind allerdings auch OEM-Hersteller für bekannte europäische und internationale Unternehmen, deren Produkte in grosser Stückzahl auch in der Schweiz im Einsatz sind. „Die Lieferketten von IoT-Geräten sind komplex – das zeigt bereits das Beispiel von Huawei Zertifikaten in Geräten von Cisco, die unser Expertenteam gefunden hat. Die jetzt betroffenen chinesischen Firmen zählen zu den grössten OEM-Herstellern weltweit, ihre Technologie kommt ‚undercover‘ auch in Produkten namhafter Hersteller wie Abus oder Panasonic zum Einsatz“, warnt Rainer M. Richter, Geschäftsführer von IoT Inspector.

Das Unternehmen prüft IoT-Devices auf Sicherheitslücken und Einfallstore für Hacker in der enthaltenen Firmware. Die Problematik reiche jedoch weit über die betroffenen fünf Unternehmen hinaus: Viele Überwachungskameras und Telekommunikationsgeräte enthalten laut IoT Inspector Sicherheitslücken und kaum geschützte Zugänge, die durch Angreifer oder Geheimdienste einfach ausgenutzt werden können. „Die Spanne reicht vom unerkannten Administrator-Zugang des OEM-Herstellers bis zu einem über ein IoT-Device leicht hackbaren WLAN-Zugang“, führt Richter aus. Das betrifft auch Hersteller, die ausserhalb von China angesiedelt sind.

 

Verbot umfasst auch Partnerunternehmen und Dienstleister

Das Verbot der US-Behörden geht derweil noch einen Schritt weiter und umfasst auch „subsidiaries and affiliates of these entities“ sowie „telecommunications or video surveillance services provided by such entities or using such equipment“. Subunternehmer, Sicherheitsdienstleister oder Firmen, die Produkte dieser OEM-Zulieferer und Partner mit eigenem Label versehen oder einsetzen, sind damit ebenso Teil des US-Banns, der möglicherweise auch in Europa Schule machen wird. „Bei unseren Untersuchungen haben wir häufig Überraschungen erlebt und verborgene Lieferketten aufgezeigt. Der einzige Weg zur Offenlegung der Supply-Chain und Identifikation des originalen Herstellers ist die Untersuchung der Firmware – zusätzlich zur Analyse auf Sicherheitslücken“, sagt Richter. Im Regelfall arbeiten sein Unternehmen und dessen Partner gemeinsam mit dem jeweiligen Hersteller an der Identifikation und Behebung der Lücken; ein generelles Bewusstsein für Security im Internet der Dinge sei allerdings längst noch nicht ausreichend ausgeprägt.

 

Plug, Play & Forget

Es herrsche immense Sorglosigkeit bei der Implementierung dieser Geräte, die in kritischer Infrastruktur und immer mehr Unternehmen und Haushalten eine stille Gefahr darstellen. „Es muss klar sein, dass jede dieser Einrichtungen in einem IT-Netzwerk eingebunden ist und entsprechend als trojanisches Pferd missbraucht werden kann. IoT sollte nicht als ‚Plug, Play & Forget‘ betrachtet werden!“, kritisiert Rainer M. Richter von IoT Inspector. Insofern kann das klare Verbot durch die US-Behörden als Warnschuss auch für die hiesigen Unternehmen verstanden werden – denn es sei definitv zu erwarten, dass Geräte wie Sicherheitskameras dieser Hersteller auch in kritischen deutschen Infrastrukturen im Einsatz sind. Hersteller und Inverkehrbringer sind daher dringend angehalten, die Firmware am besten schon vor der Installation auf Sicherheitslücken zu untersuchen und dann gezielt abzusichern. Aber auch die heimischen Behörden und Netzwerkbetreiber sollten mehr Bewusstsein für das mit IoT Geräten verbundene Risiko entwickeln und die Infrastruktur und deren Komponenten entsprechend gegen diese Gefahren sichern. 

 

https://www.iot-inspector.com