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VPNs sorgen oft nur für scheinbaren Schutz

Das Forscherteam von Claroty hat in den letzten Monaten mehrere Schwachstellen bei der Remote-Codeausführung in VPN-Implementierungen entdeckt, die insbesondere für den Fernzugriff auf OT-Netzwerke genutzt werden. Dabei umfassen die Angriffsvektoren die Cloud, Anlagen und Clients.

Auch im industriellen Umfeld mussten Unternehmen als Folge der Corona-Pandemie verstärkt auf Fernzugriff setzen und nutzten hierfür vor allem VPN-Server und -Clients, um ihren entfernten Mitarbeitern die Arbeit von Zuhause aus zu ermöglichen. Die identifi zierten Sicherheitslücken ermöglichen Angreifern die volle Kontrolle über VPN-Server und VPNClients sowie einen umfassenden Zugriff auf interne, gesicherte Netzwerke unter Umgehung des Perimeterschutzes. Die gefährdeten Produkte von Secomea, Moxa und HMS Industrial Networks werden weltweit vor allem von Energie und Wasserversorgungsunternehmen eingesetzt, bei denen eine sichere Verbindung zu entfernten Standorten entscheidend ist. Die gefundenen Schwachstellen verdeutlichen die speziellen, in der Natur des OT-Fernzugriffs liegenden Risiken. VPNs sind in der IT ein bewährtes Verfahren. Im Bereich der OT sind jedoch strengere rollen- und richtlinienbasierte Kontrollen und Überwachungsfunktionen erforderlich, um einen sicheren Fernzugriff zu gewährleisten. Durch den Einsatz von VPNs erzielen Unternehmen in diesem Bereich folglich nur eine scheinbare Sicherheit.

 

Drei Angriffspunkte

Die entdeckten Schwachstellen ermöglichen drei unterschiedliche Angriffsvektoren:

Cloud: Anfällige Fernzugriffsserver können als hocheffektive Angriffsflächen für Angreifer, die auf das VPN zielen, dienen. Diese Server sind kritische Punkte, da sie mit einem «Bein» im für alle zugänglichen Internet stehen und mit dem anderen «Bein» im gesicherten, internen Netzwerk – jenseits aller Sicherheitsmassnahmen am Perimeter. Wenn Angreifer Zugang zu ihm erhalten, können sie also nicht nur den internen Datenverkehr einsehen, sondern auch so kommunizieren, als wären sie ein legitimer Host innerhalb des Netzwerks. Secomea GateManager ist ein weit verbreiteter ICS-Fernzugriffsserver, der weltweit als Cloud-basierte SaaS-Lösung eingesetzt wird. Der entdeckte Fehler tritt aufgrund einiger der vom Client bereitgestellten HTTP-Anfrage-Header auf und ermöglicht Angreifern eine entfernte Codeausführung, ohne dass eine Authentifizierung erforderlich ist. Auf diese Weise können diese vollen Zugriff auf das interne Netzwerk erhalten und den gesamten Datenverkehr, der über das VPN läuft, entschlüsseln.

Anlagen: Eine der grossen Herausforderungen im Bereich ICS ist die sichere Verbindung zwischen entfernten Standorten und dem Hauptrechenzentrum, in dem sich der SCADA-/Datenerfassungsserver befindet. In jüngster Zeit gab es zahlreiche Vorfälle, bei denen auf internetfähige ICS-Geräte direkt und ohne Anmeldeinformationen zugegriffen wurde. Um dies zu vermeiden, sind verschiedene ICS-VPNLösungen in der Lage, sichere Fernverbindungen zwischen Standort und Zentrale herzustellen.

Client: Eine weitere weit verbreitete Angriffsfl äche für die Angriffe auf VPNs ist der Client. Die Erlangung der Kontrolle über den Computer eines autorisierten Benutzers ermöglicht Angreifern den Zugriff auf die VPN-Zugangsdaten dieses Benutzers sowie auf die Zugangsdaten für andere Mitarbeiter-Accounts. Hierdurch können Angreifer in das Unternehmensnetzwerk eindringen und dort Fuss fassen, ohne hierfür die Server-Instanz angreifen zu müssen. «