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Exportstimmung schwächt sich zum Jahresende hin weiter ab

Die Exportstimmung der Schweizer KMU hat sich im Vergleich zu den Vormonaten verschlechtert. Das geht aus der aktuellen Umfrage von Switzerland Global Enterprise (S-GE) zur Exportstimmung hervor. Für das 4. Quartal erwarten noch 47% aller KMU steigende Exporte, während 30% von einer Stagnation ausgehen. Das Credit Suisse Exportbarometer, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, ist im Vergleich zum Vorquartal weiter gefallen und liegt mit 0.02 Punkten nun praktisch auf der Wachstumsschwelle, wenn auchklar unter dem langfristigen Durchschnitt von 1.0 Punkten. Die Credit Suisse rechnet aufgrund dieses Standes zwar nicht mit einem Rückgang, die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen dürften vorläufig aber nicht weiter zunehmen. So tief war der Exportbarometer-Wert letztmals im November 2012, mehrereMonate nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Euro-Untergrenze von 1.20 Franken einführte, um die Exportwirtschaft vor den Auswirkungen einer Aufwertung des Schweizer Frankens zu schützen.

Die Stimmung im Industriesektor in Europa hat sich im September weiter verschlechtert. Sowohl die Unsicherheiten rund um den Handelsstreit zwischen den USA und China wie auch der Brexit machen den Industrie-Unternehmen zu schaffen. Der zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex (verarbeitendes und nicht-verarbeitendes Gewerbe) der Eurozone ist gemäss Credit Suisse auf dem tiefsten Stand seit über sechs Jahren. Das lässt auf eine weiter nachlassende Nachfrage aus der Eurozone – dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz – schliessen. Gleichzeitig verstärken sich die Befürchtungen, dass der Rückgang in der Industrie auch auf den Dienstleistungssektor und den Arbeitsmarkt in Europa übergreifen könnte. Bislang hatten die Indikatoren für den Dienstleistungssektor und den Arbeitsmarkt Ökonomen davon abgehalten, von einer bevorstehenden Rezession zu sprechen. Im Gegensatz zu den Trends in Europa verbesserten sich in den USA die Industrie- und Dienstleistungs-PMIs im September wieder. Diese verharrten allerdings auf einem relativ tiefen Niveau nur wenig überder Wachstumsschwelle. Die anhaltenden, globalen Unsicherheiten treffen vor allem die Schweizer MEM-Industrie. Fast in allen wichtigen Märkten sind die MEM-Exporte im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Nur die Exporte in die USA nahmen im 3. Quartal 2019 leicht zu.

Die Uhrenindustrie leidet weiterhin unter den politischen Turbulenzen und Protesten in Hongkong. Die Ausfuhren in diesen wichtigen Markt gingen im 3. Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahr zurück. Währenddessen scheinen die Exporte der pharmazeutischen Industrie von den geopolitischen Turbulenzen weitgehend unberührt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal zogen diese um 12% an. Damit lieferte die Pharmaindustrie erneut den mit Abstand grössten Beitrag zum Wachstum der Schweizer Warenausfuhren. Die Nachfrage nahm in fast allen Märkten zu.

Die Exportstimmung bei den KMU hat sich gemäss Switzerland Global Enterprise (S-GE) auf das Jahresende hin weiter verschlechtert. Per Anfang des 4. Quartals 2019 erreichte diese einen Wert von 62 Punkten, 7 Punkte weniger als im Vorquartal. Das ist der tiefste Wert seit über drei Jahren. Gleichwohl liegt die Exportstimmung nach wie vor über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Wert auf der von 0 bis 100 reichenden Skala errechnet sich aus der Exporterwartung der KMU für das 4. Quartal 2019 sowie den effektiven Exporten im Vorquartal.

47% der im Rahmen der Umfrage von S-GE antwortenden Schweizer KMU rechnen für das kommende 4. Quartal mit mehr Exporten. Während 29% einen Exportzuwachs von 1% bis 10% erwarten, gehen 13% von einer Zunahme von 10% bis 25% aus. 5% erhoffen sich gar eine solche von 25% und mehr. Mit einer Stagnation ihres Exportvolumens rechnen 30% der KMU. Insgesamt 23% stellen sich auf einen Rückgang ein.

Trotz leichter Abschwächung bleibt Deutschland der mit Abstand wichtigste Exportmarkt. Dahin wollen 75% der befragten KMU in den nächsten sechs Monaten Waren oder Dienstleistungen ausführen. Mit 52% bzw. 51% der Nennungen folgen wiederum Frankreich und Österreich. Auf Platz vier vorgerückt ist mit 45% Italien, auf Position fünf kommen die USA mit 44%, und damit mit 12% weniger als noch im Vorquartal. 36% der KMU wollen in das Vereinigte König-reich/England exportieren, mit je 33% folgen die skandinavischen Länder, die Niederlande und China. An zehnter Stelle kommt Spanien mit 31%.Von den befragten KMU gaben 13% an, im nächsten Halbjahr neu in Japan oder den USA aktiv werden zu wollen,12% in den Golfstaaten. 9% visieren Skandinavien, Frankreich oder Deutschland an. 8% nannten China, 7% Russland, Italien oder Indien als neue Destination. In Bezug auf die Wichtigkeit der Exportdestinationen ergibt sich ein weitgehend unverändertes Bild. Deutschland schwingt mit 53% weit oben aus, gefolgt von den USA mit 19% und China mit 15%. 12% der befragten KMU gaben Frankreich als wichtigste Exportdestination an, 9% Italien.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt für die exportorientierten Schweizer KMU eine wichtige Rolle. So bezeichnen 52% der befragten Unternehmen eine nachhaltige Wertschöpfungskette (ökonomisch, ökologisch oder sozial) als einen Erfolgsfaktor für ihr Exportgeschäft. Bei knapp einem Drittel fallen Nachhaltigkeitsaspekte indessen nicht ins Gewicht. Im Vordergrund steht die ökonomische Nachhaltigkeit, die für 86% der Befragten wichtig oder sehr wichtig ist. Lediglich 11% sehen darin im Zusammenhang mit dem Exportgeschäft keinen grossen Wert.

Auf deutliche Zustimmung stossen bei den KMU auch die ökologische und die soziale Nachhaltigkeit. 49% sehen die ökologische Nachhaltigkeit als wichtig an, 16% sogar als sehr wichtig. Bei 32% spielt diese eine untergeordnete Rolle. Der sozialen Nachhaltigkeit attestieren 53% eine wichtige Rolle, 14% sogar eine sehr wichtige. Für 27% der Befragten ist die soziale Nachhaltigkeit im Export hingegen nicht so wichtig bzw. überhaupt nicht wichtig.

Obschon eine Mehrheit der Schweizer KMU die Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor identifizieren, erachten 42% diese als schwer in die Internationalisierungsstrategie zu integrieren. 34% der Befragten sehen darin kein Problem. In Bezug auf die Internationalisierungsstrategien würde jeweils rund die Hälfte der KMU den diversen Nachhaltigkeitsaspekten gerne mehr Bedeutung zukommen lassen. Bei den ökonomischen Nachhaltigkeitsthemen sind dies 52%, bei den ökologischen 49% und bei den sozialen 42%.

 

www.s-ge.com/exportperspektiven