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Negative Auswirkungen abmildern

Bauteilengpässe in der Elektronikfertigung können zweierlei Gründe haben. Zum einen kann die

eigene Planung ungenügend sein, zum anderen kann die Bauteilknappheit auf dem Weltmarkt zu

Fertigungsengpässen führen. Gerade auf diese Bauteilengpässe haben Elektronikfertiger keinen

Einfluss, können die Wirkung aber abmildern.

In einem im Juni 2017 erschienenen Artikel in der mbi-infosource sagte Markus Renner, geschäftsführender Gesellschafter der Perzeptron GmbH, dass die Lage an den Weltmärkten noch nicht bedenklich sei, dass aber mit einer Bauteilverknappung gerechnet werden muss. «Mittlerweile stecken wir mitten drin», so Renner.Viele Elektronikfertiger haben volle Auftragsbücher und könnten im Mehrschichtbetrieb fertigen, sofern die elektronischen Vorprodukte verfügbar wären. «Der Bauteilbedarf steigt seit Monaten kontinuierlich an. Auf der anderen Seite nutzen die Hersteller und Distributoren die Verknappung zur Margenverbesserung» führt Renner weiter aus. Lieferzeiten von Standardkondensatoren von zum Teil mehr als 50 Wochen sind keine Seltenheit mehr.

 

KMU haben oft keinen Einfluss mehr

«Auf dem Weltmarkt haben besonders kleine und mittelständische Unternehmen keinen Einfluss. D.h., dass im Falle des Bauteilengpasses, dieser mit teuren Nachkäufen oder mit verspäteten Lieferzeiten beim Kunden ausgebügelt werden muss. Hinzu kommt, dass die Preise mit jeder Nachfrage in die Höhe getrieben werden und der, der am meisten bezahlt, schlussendlich auch beliefert wird», erklärt Renner. Doch welche Möglichkeit haben besonders diese Unternehmen, sich gegen diese Weltmarktbedingungen zu schützen? Renner und sein Team haben hierfür einen speziellen Ansatz: «Einen absoluten Schutz gibt es leider nicht. Verfügen die Mitarbeiter in der Supply Chain aber über intelligente Informationsmanagementsysteme im ERP-System oder können ein solches System als zusätzliches Werkzeug nutzen, so können sie zumindest schnell erkennen, welche Produktionsaufträge sich kritisch entwickeln», so Renner.

 

Software erlaubt ausgeglichenes Material- und Auftragsmanagement

Perzeptron ist als Berater und Dienstleister für die EMS-Branche tätig. Dabei konzentriert sich das Beratungsunternehmen auf die Optimierung der Vertriebs-, Beschaffungs- und Produktionsprozesse. Neben der direkten Betreuung und Unterstützung von Elektronikherstellern, hat das hessische Unternehmen auch die Software MiG – Materialwirtschaft im Gleichgewicht – entwickelt. Dabei handelt es sich um ein spezielles BI-Tool zur Unterstützung der Produktionsplanung und Steuerung der Materialwirtschaft in der Elektronikfertigung. MiG verkürzt die Laufzeit von Aufträgen und sichert die Lieferfähigkeit durch frühzeitige Identifikation von Engpässen. Dabei sorgt die Software für ein ausgeglichenes Material- und Auftragsmanagement, bei dem Lieferfähigkeit und Kapitalbindung kontinuierlich ausbalanciert werden.

«Wir betreuen eine ganze Reihe von mittelständischen Unternehmen, die besonders unter der Bauteilsituation am Weltmarkt gelitten haben», erklärt Renner. Diese Unternehmen werden in zwei Schritten unterstützt. Im ersten Schritt wird die Situation im Unternehmen durchleuchtet und analysiert. Dabei erkennen Renner und seine Mitarbeiter häufig, warum die Marktsituation falsch oder gar nicht eingeschätzt wird. «In vielen Fällen haben wir es hier mit strukturellen Problemen in den Einkaufsabteilungen und der internen Informationspolitik zu tun. Oftmals werden dabei basierend auf einer mangelhaften oder einer nicht vorhandenen Kennzahlenbasis Entscheidungen getroffen. Hinzu kommt der Faktor Zeit, denn in den meisten Fällen werden mögliche Engpässe im eigenen Unternehmen erst viel zu spät erkannt», berichtet Renner. Anhand dieser Analyse werden neue Kennzahlenstrukturen individuell für die Unternehmen entwickelt.

 

MiG spielt bei der Analyse eine zentrale Rolle

Dabei spielt MiG eine wichtige Rolle. Im zweiten Schritt wurde bei den Unternehmen die Software eingeführt. Die integrierte Fertigungsübersicht bietet dem Unternehmen sehr schnell einen optimalen, grafischen Überblick über die Materialversorgung aller Fertigungsaufträge. Engpässe können schnell erkannt und Gegenmassnahmen eingeleitet werden. Dadurch erhöhen sich die Planungssicherheit und der Wirkungsgrad der Fertigung. Ziel dieses vorausschauenden Fertigungsmanagements ist es, mögliche Engpässe von Fertigungsaufträgen frühzeitig zu entdecken und Fehlteile effizient zu beseitigen. Die Engpassbetrachtung erlaubt auch einen schnellen, grafischen Überblick über alle problematischen Bauteile der ganzen Stücklistenstruktur.

 

Geschulter Einkäufer kann frühzeitig reagieren

«Wenn wir uns bei der Analyse unserer Kennzahlen-Cockpits nicht auf die nächsten zwei Wochen konzentrieren, sondern einen grösseren Zeitraum betrachten, erkennen wir, welche Bauteile sich problematisch entwickeln könnten. Fehlende oder zu späte Liefertermine sind ein klareres Indiz und werden grafisch in der Software erkennbar gemacht. Basierend auf dieser Kennzahlenanalyse und der zu beobachtenden Bauteilentwicklung am Markt, kann ein geschulter Einkäufer nun frühzeitig reagieren und die Lieferung von Bauteilzugängen besser koordinieren und steuern», beschreibt Renner das Vorgehen.

Zwar sind auch jetzt Nachkäufe von Bauteilen notwendig, um die eigene Produktion liefertermingerecht zu versorgen. Allerdings hat der Einkauf mehr Zeit, das kostengeringste Bauteilangebot mit einer rechtzeitigen Lieferung zu ermitteln. Ebenso lassen sich Produktionsabläufe anpassen. So kann man Baugruppen innerhalb der Produktion vorziehen, wenn alle Bauteile vorhanden sind. Ein Fertigungsstau, basierend auf fehlenden Bauteilen, kann so ebenso verhindert werden.

 

Infoservice

Perzeptron GmbH

Mergenthaler Allee 79–81, DE-65760 Eschborn Tel. 0049 6196 777 579 10

info@perzeptron.de, www.perzeptron.de