chevron_left
chevron_right

Hilfe für Allergiker – Pollenflug in Echtzeit messen

In der Schweiz leiden rund 1,2 Mio. Menschen an einer Pollenallergie. Wüssten sie genau, welche Pollen

gerade wo unterwegs sind, könnten sie sich entsprechend darauf einstellen. Swisens, ein Start-up der

Hochschule Luzern, hat dazu eine Messstation zur automatischen Pollenidentifikation in Echtzeit entwickelt.

Diese wurde bis September auf dem Gelände von MeteoSchweiz in Payerne getestet.

Bisher werden Pollenflugdaten von MeteoSchweiz lediglich an 14 Standorten und nur wöchentlich erhoben. Die manuelle Analyse und Auszählung der Partikel ist aufwendig und die Messresultate stehen erst eine Woche verzögert zur Verfügung. So bemerkt ein Al-lergiker oder eine Allergikerin erst, dass Pollen in der Luft sind, wenn die Symptome der Allergie sich bereits bemerkbar machen./ «Mit der automatischen Messstation stehen die Messergebnisse sofort zur Verfügung und allergische Personen können sich jederzeit aktuell informieren. Unser Ziel ist eine Pollenvorhersage so genau wie der Regenradar», erklärt Erny Niederberger. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Luzern und Geschäftsleiter der Swisens AG, dem Start-up, das die Messstation entwickelt hat. Die Gründer von Swisens, Reto Abt, Philipp Burch und Erny Niederberger, haben alle an der Hochschule Luzern studiert.

 

Präzise Prognosen

Die Messung in Echtzeit erlaubt genauere Prognosen und kann lokale Pollen-Hotspots aufspüren. Rückwirkend lässt sich auch der Jahresverlauf im Detail verfolgen. Erste Tests in Horw waren vielversprechend, nun steht ein Langzeittest unter realen Bedingungen auf dem Gelände des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz in Payerne an. Dieser ermöglicht auch einen direkten Vergleich mit der herkömmlichen Methode der Pollenzählung. Bernard Clot, Leiter Biometrie von MeteoSchweiz, sagt: «Wir sind sehr an der Methode zur automatischen Pollenmessung interessiert, die an der Hochschule Luzern entwickelt wurde, und gespannt auf die Resultate der Tests.»

 

Messmethoden kombinieren

Für die präzise Messung verbindet die Station mehrere Messmethoden und Algorithmen zur Erkennung der Pollen. Von jedem Partikel wird während dem Flug ein Bild aufgenommen und computergestützt ausgewertet, um die Pollen aufgrund von Grösse und Form zu identifizieren. Verglichen mit der aufwendigen manuellen Auswertung von Klebestreifen, auf denen sich die Pollen absetzen, werden die Ereignisse binnen Sekunden erkannt. Zusätzlich zu diesem Verfahren wird der Effekt genutzt, dass biologische Partikel nach Bestrahlung mit UV-Licht für einige Nanosekunden nachleuchten. «Ähnlich wie die Leuchtsterne fürs Kinderzimmer, nur viel kürzer», sagt Philipp Burch. Die Messstation löst diesen Effekt mit einem Laser aus und erlaubt so eine Unterscheidung der fliegenden Pollen. Dafür misst sie das Fluoreszenzspektrum sowie die Dauer der Fluoreszenzemission. Beides gibt Hinweise auf die biochemische Zusammensetzung und so auf die Identität der Pollen. «Die Pollen werden wir nicht verschwinden lassen können», ist sich Reto Abt bewusst, «doch die Echtzeitmessungen helfen betroffenen Personen, belastete Gebiete zu meiden oder rechtzeitig Gegenmassnahmen zu ergreifen.»

 

Infoservice

Hochschule Luzern

Technikumstrasse 21, 6048 Horw

Tel. 041 349 33 11, Tel. 041 349 38 21

technik-architektur@hslu.ch, www.hslu.ch