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Funkende Sensornetze

Punkt-zu-Punkt-Verbindungen bei kabellosen Sensoren sind Status quo an beweglichen oder schlecht zugänglichen Maschinen- und Anlagenteilen. Neu sind Funknetzwerke, die Hunderte von Sensoren über Access Points an übergeordnete IT-Systeme anbinden.

Die Bandbreite der verfügbaren Funktechniken für industrielle Anwendungen ist gross. Standards wie IEEE 802.15.4 (Zigbee), Wireless HART und Bluetooth erfüllen jeweils unterschiedliche Anforderungen, ihre Teilnehmer funken im Kurzstreckenverkehr und gelten als «Short Range Devices» (SRD).

 

Kollisionswahrscheinlichkeiten sind gering

Bei der Sensor–Aktor-Kommunikation hingegen hat sich der Frequenzbereich 868 MHz durchgesetzt (beziehungsweise 915 MHz in anderen Weltregionen). Dieser Funkstandard ermöglicht den bidirektionalen Betrieb bei einer Reichweite von maximal 60 m im Gebäude und 700 m im Freifeld, weist keine Interferenzen mit DECT-, WLAN-, PMR- und anderen Funksystemen auf und lässt sich gut in Automatisierungssysteme integrieren. Da er mit kurzen Telegrammen arbeitet, sind die «Duty Cycles» kurz und die Kollisionswahrscheinlichkeiten entsprechend gering.

Viele Anwendungen verlangen eine bestätigte Kommunikation oder eine Abfrage des Zustands eines Sensors, hier ist bidirektionale Kommunikation zwingend erforderlich. Für diese Anwendungen hat Steute eine eigene Funktechnologie namens sWave 868/915 entwickelt, die sich mit Energy-HarvestingSystemen oder aber auch batteriegestützt betreiben lässt.

 

Uni- oder bidirektionale Übertragung

Um ein günstiges Ausbreitungsverhalten zu erreichen, wurden Frequenzen im Sub-GHz-Bereich gewählt, deren niedriger Energieverbrauch einen Batteriebetrieb der Funksensoren bei Batteriestandzeiten von mehreren Jahren ermöglicht und ein Batteriemanagement überflüssig macht.

Die Übertragungssicherheit bei sWave 868/915 wird kontinuierlich ausgebaut – beispielsweise durch eine Ergänzung des Funkprotokolls um die Funktion «Listen before talk». Sie erlaubt es dem Schaltgerät, die Belegung der ausgewählten Frequenz zu prüfen, bevor das Signal abgesetzt wird. Bildlich gesprochen «hört» das kabellose Schaltgerät also zunächst in das Funknetz hinein, bevor es kommuniziert. So wird ausgeschlossen, dass die Übertragung zum Beispiel durch Sender beeinträchtigt wird, die zeitgleich mit höherer Leistung senden.

 

Stellungsüberwachung von Ventilen

Fit machen für diese Funktechnologie lassen sich Sensorprinzipien wie Magnet-, Induktiv- und Optosensoren (Lichttaster). Funkinduktivsensoren kommen in Kombination mit einem Universalsender zum Einsatz. Funkmagnetsensoren werden unter anderem dazu genutzt, die Position von Maschinenkomponenten, Werkzeugen oder Werkstücken zu detektieren, und auch Security-Aufgaben in der industriellen Gebäudetechnik gehören zum Anwendungsspektrum.

Funkinduktivsensoren übernehmen beispielsweise die Stellungsüberwachung von Ventilen in verfahrens- und prozesstechnischen Anwendungen sowie in der Energietechnik. Und last but not least finden sich Funklichttaster unter anderem in der Intralogistik, wo sie zum Beispiel die Belegung von Förderstrecken oder Regalfeldern mit Behältern oder Kartons prüfen. Die meisten Funktechnologien arbeiten heute im 2,4-GHzFrequenzband. Steute nutzt dieses Band zwar nicht für die Kommunikation von Funksensoren, aber für Funkschaltgeräte.

 

Die 2,4-GHz-technologie

Das 868/915-MHz-Band ist wenig störanfällig und bietet eine mittlere Verfügbarkeit der einkanaligen Funkstrecke. Weitere Eigenschaften sind die geringe «Aufwachzeit» von 4 ms bei Aktivierung und die Möglichkeit, viele Sender mit einem Empfänger zu verbinden. Das 2,4-GHz-Band hingegen ist mehrkanalig und die Verfügbarkeit der Funkstrecke deutlich höher. Hierzu trägt unter anderem das FHSS-Verfahren (Frequency Hopping Spread Spectrum) mit acht Kanälen in vier Frequenzgruppen bei. Ein besonderes Verfahren stellt zudem sicher, dass eine gute Koexistenz zu den häufig parallel genutzten 2,4-GHz-Technologien wie WLAN und IEEE 802.15.4 (ZigBee) gegeben ist.

Beim sWave-Funksystem weist die 2,4-GHz-Technologie eine vierfache Redundanz auf, die Redundanz von sWave 868/915 ist hingegen einfach. Ein spezielles PairingVerfahren ermöglicht den störungsfreien Parallelbetrieb mehrerer Sende- und Empfangseinheiten. Allerdings ist die Reichweite von 2,4-GHz-Funkschaltgeräten mit 20 m deutlich geringer.

 

Zweiteilung macht Sinn

Bezogen auf die Marktpositionierung ergibt sich somit eine Zweiteilung: Das 868/915-MHz-Band ist die Basistechnologie für die unregelmässige Sensor–Aktor-Kommunikation, während sich das 2,4-GHz-Band eher für anspruchsvollere Anwendungen mit hoher Zuverlässigkeit, jedoch kurzer Reichweite eignet. Im 2,4-GHz-Band gibt es zudem dezidierte Funkprotokolle für sicherheitsgerichtete Anwendungen sowie für explosionsgefährdete Bereiche.

 

Funknetzwerke für Sensoren

Gerade in Materialflusstechnik-Anlagen macht ein weiterer Trend von sich reden: Funknetzwerke, in denen mehrere Hundert elektromechanische Schaltgeräte und/oder Sensoren über Access Points kabellos mit übergeordneten IT-Systemen kommunizieren. Diese Systeme ergänzen die Funkstandards, die alle auf einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen Sensor und Empfangseinheit beruhen.

Unter dem Namen «sWave.Net» gibt es ein solches Funksystem für komplexe Anlagen und Netzwerke von Steute. Es beschränkt sich auf die unregelmässige Übertragung kleinerer Datenpakete bei extrem niedrigem Energieverbrauch und hat eine Reichweite bis 700 m im Freifeld beziehungsweise maximal 50 m im mobilen Maschineneinsatz.

Die Schnittstelle zwischen der kundenspezifischen Anwendung und dem Funksystem stellt bei sWave.Net eine Treibersoftware her, die auch das komplette Funksystem verwaltet. In der aktuellen Ausprägung des Funknetzwerks übernimmt diese Software die Kommunikation mit der übergeordneten IT-Infrastruktur, beispielsweise mit dem Lagerverwaltungssystem oder der Produktionsplanung und -steuerung. Da in diesen Bereichen einfach installierbare Standard-Software-Lösungen zur Verfügung stehen, erübrigt sich die Notwendigkeit kundenspezifischer Schnittstellen.

Der Vorteil solcher Funknetzwerke ist die Möglichkeit des Informations- und Datenaustausches über die einzelnen Ebenen hinweg – vom «Shopfloor» bis zum Management, was besonders für die nach Grundsätzen einer Industrie 4.0 gestalteten Produktion wichtig ist.

 

Funklagesensor für die Intralogistik

Für E-Kanban-Systeme wurde ein spezieller Funksensor entwickelt. Bei dieser Art automatisierter Nachschubversorgung in der Materialflusstechnik erkennt ein Positionsschalter oder Sensor, ob sich ein Behälter auf der Rollenbahn eines Kanban-Regals befindet, und gibt ein entsprechendes Signal an die Steuerung des E-Kanban-Systems. Dabei dient eine gross dimensionierte Wippe als Betätigungselement, ein integrierter Lagesensor erfasst berührungslos die Position der Wippe. Sowohl der Neigungswinkel als auch die Schalthysterese, bei denen ein Signal ausgelöst wird, lassen sich über die sWave.Net-Software einstellen. In der Praxis werden diese Funklagesensoren, die es für die Frequenzen 868, 915 und 922 MHz gibt, überwiegend zur Erkennung der Befüllung von Rollenbahnen in Regalsystemen eingesetzt: Wird der vorletzte Behälter entnommen, sendet der Sensor ein Signal an den Funkempfänger und fordert Nachschub an. Alternativ können gestufte Signale ausgegeben werden – mehrere Funksensoren in einer Regalzeile melden dann auch die Entnahme des dritt- beziehungsweise vorletzten Behälters. Da derartige Sensoren oft in grösserer Anzahl eingesetzt werden, ist ihre Einbindung in ein Funknetzwerk sinnvoll.

 

Neue Anwendungsbereiche im Kommen

Die Möglichkeit, Funksensoren in produktionsweiten Netzwerken zu betreiben, wird der Funktechnologie weitere Anwendungsbereiche erschliessen – insbesondere in der Materialflusstechnik. Neben E-Kanban-Regalen lässt sich hier beispielsweise an die Überwachung von Toren und Rampenplätzen in Warenverteilzentren oder die Belegungserkennung an mobilen Systemen wie FTS-Flotten (FTS: Fahrerlose Transportsysteme) denken.

 

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