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Sindex 2018 im Fokus

In der letzten Augustwoche findet die vierte Auflage der Technologiemesse Sindex statt. Bern steht dann drei Tage lang ganz im Zeichen von Automatisierung, Industrie 4.0 und Digitalisierung. Wie sich die Messe entwickelt hat, was die Highlights sind und weshalb sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt, zeigt das Interview mit René Brugger und Roland Steinemann.

Ende August findet die vierte Auflage der Sindex statt, die von Ihrem Verband und der Bernexpo durchgeführt wird. Welche Bedeutung hat die Sindex für die Schweizer Technologiemärkte?

Brugger: Es ist DIE Technologiemesse per se, die vor dem Hintergrund der Digitalisierung den Puls der Zeit aufnimmt und den Technologie- und Werkplatz Schweiz stärkt. Die hohe Bedeutung wird durch den Besuch von Bundesrat Schneider-Ammann deutlich unterstrichen. Auch die Initiative «Industrie 2025» die von swissT.net, Swissmem und asut getragen wird, ist vor Ort und informiert über die Aktivitäten zu Industrie 4.0. Das ist ein weiteres Zeichen, wie nahe die Akteure zusammen-gerückt sind.

 

Welche Erwartung haben Sie persönlich an die Sindex?

Brugger: Innovation entsteht nicht nur im Rahmen der Forschung und von Erfindungen. Die Geschwindigkeit, wie am Weltmarkt verfügbare, technologische Neuheiten wettbewerbsstärkend in Maschinen und Anlagen einfliessen, ist genau so entscheidend. Der Austausch an der Sindex trägt zu diesem Tempo bei. Ein besonderer Vorteil ist dabei auch, dass die Sindex für die Unternehmen einfach erreichbar ist. Das heisst, dass alle an den Innovationen beteiligten Personen einer Firma kostengünstig ihr Wissen aktualisieren können und ihr Netzwerk zu Technologiepartnern pflegen und ausbauen können. Kurze Informationswege und die vertrauensvolle Zusammenarbeit gehören zu unseren Stärken. Die Sindex ist ein wertvolles Gefäss dazu. Da sie in Bern ist, wird sie auch von Personen aus der Romandie besucht.

 

Wie wird der erstmalige Besuch von Bundesrat Schneider-Amman ablaufen?

Brugger: Bundesrat Schneider-Amman wird am 28. August um 9.30 Uhr eintreffen und eine Ansprache zur Eröffnung halten. Danach führen wir ein Podiumsgespräch zu aktuellen Themen, die der Politik, Wirtschaft und Technologie gemeinsam sind. Danach machen wir einen Rundgang an der Sindex, um dem Bundesrat zu zeigen, was die Branche aktuell bewegt. Industrie 4.0 mit allen seinen spannenden Facetten wird dabei der Blockbuster sein.

 

Mit knapp über 300 Ausstellern liegt die Messe deutlich hinter der Sindex 2016 mit über 400. Worauf führen Sie das zurück?

Steinemann: Mit rund 335 Hauptausstellern auf einer Fläche von 14 500 m2 liegen wir mindestens auf dem Niveau von 2016. Die über 400 Aussteller kommen dann zustande, wenn die Mitaussteller dazugezählt werden. Einige Firmen haben die Standfläche vergrössert, andere treten etwas kleiner auf – wieder andere sind gar nicht mehr dabei, und eine erhebliche Anzahl war im 2016 als Besucher und in diesem Jahr als Aussteller an der Sindex. Einen allgemeinen Trend stellen wir aber nicht fest, sondern einfach, dass es über die Breite unsere Mitglieder und der adressierten Branchen keine homogenen Trends gibt.

 

Als quasi Verbandsmesse überrascht es mich, dass nur knapp 30 % Ihrer Mitglieder ausstellen. Was läuft hier falsch und wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Steinemann: Natürlich engagieren wir uns vom swissT.net stark für die Sindex, diese als Verbandsmesse zu bezeichnen ist aber deutlich zu kurz gegriffen. Die Messe ist entstanden, indem wir vom Verband die Bedürfnisse der Mitglieder und Besucher ins Messekonzept eingebracht haben. Die Sindex «bietet einen Gesamtüberblick über die Schweizer Technologiebranche» und wurde bewusst, und im Gegensatz zu vergangenen Formaten, nicht nur auf den Verband, sondern auf den Markt ausgerichtet. Somit geht das Angebot weit über die in den Sektionen des Verbandes organisierten Firmen hinaus. Aber sicherlich hat der eine oder andere Aussteller das Potenzial, swissT.net-Mitglied zu werden und von den zahlreichen Vorteilen zu profitieren. Zum Beispiel von einem günstigeren Flächenpreis bei der Sindex.

Welche Rolle spielen in diesem Kontext die höheren Standmieten, die evtl. speziell kleinere Firmen von einer Teilnahme abhalten?

Steinemann: Die Flächenpreise bei der Sindex waren für die Durchführungen 2012, 2014 und 2016 unverändert auf dem Niveau, wie ja bereits im 2011 kommuniziert, geblieben. Dass nach so einer langen Zeit eine massvolle Anpassung seitens des Veranstalters erfolgt, ist für mich verständlich. Die Bernexpo hat zugleich auch Anpassungen und erweiterte Leistungen, zum Beispiel bei der Logistik während dem Auf- und Abbau, umgesetzt und ist damit einem Bedürfnis der Aussteller nachgekommen.

 

An spannenden und wichtigen Themen mangelt es nicht. Ich denke da an Begrifflichkeiten wie Blockchain, Smart Technologies, Deep Learning, Cloud, ICT, Cobots, EU-Datenschutz usw. Wie binden Sie diese ins Messekonzept ein?

Steinemann: Tatsächlich haben wir das Glück in einer sehr spannenden Zeit zu leben. Diese Themen sind für viele Firmen relevant. Sei es als Anbieter oder als Besucher an der Sindex. Primär die Technologiethemen sind an der Ausstellung bei vielen Firmen in den Produkten und Lösungen vertreten, aber auch als Gegenstand der Sondershow im Eingangsbereich und sind erst recht in den täglich stattfindenden Referaten aufgenommen worden. Durch das Konzept von traditioneller Messe und Rahmenprogramm mit Sondershow und Referaten bietet die Sindex Raum für aktuelle Technologien und Lösungen wie auch für visionäre Konzepte und Ansätze.

 

Wo liegen dieses Jahr die Themenschwerpunkte, was sind die Highlights?

Steinemann: Die wichtigsten Highlights finden natürlich an den Ständen der Aussteller statt. Die Sondershow im Eingangsbereich der Messe zeigt Demonstratoren zu den Themen die teilweise bereits von der Industrie aufgenommen worden sind, die aber noch nicht in der von uns erwarteten Tiefe als Lösungen zu sehen sind. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), Arbeit der Zukunft und Servicerobotik finden darum in der Sondershow besondere Aufmerksamkeit. Die Referate ergänzen diese Exponate und sind so strukturiert, dass jeder Tag ein anderes Leitthema aufnehmen wird. Am Dienstag dem Thema «Unternehmen 2025», am Mittwoch der «IC der Zukunft» und am Donnerstag dem «Menschen im Zentrum».

 

In acht Wochen beginnt der Event. Welche Tipps geben Sie den Ausstellern, damit die Messe ein Erfolg wird?

Steinemann: Die meisten Firmen haben definierte Prozesse wie sie sich auf eine Messe wie die Sindex vorbereiten und legen frühzeitig fest, was wie gezeigt werden soll. Generell denke ich aber, dass bereits jetzt erste Massnahmen für die Besucherwerbung zu planen sind. Und die Erfahrung zeigt, dass jede Kontaktmöglichkeit mit den Kunden und Partnern genutzt werden sollte, so oft wie möglich, auch persönlich, über die Sindex zu sprechen.

 

Nach wie vor haben speziell die kleineren Unternehmen – oft reine Handelsfirmen –  Probleme mit den Herausforderungen der digitalen Zukunft. Welche Hilfe bietet da der Verband?

Steinemann: Die Digitalisierung ist für alle eine grosse Herausforderung und Chance zugleich. Aber gewiss sind die Herausforderungen unterschiedlich ausgeprägt. Gemeinsam mit Partnerverbänden sind wir in der Initiative «Industrie 2025» finanziell und persönlich stark engagiert. Dort liegt der Fokus klar auf KMU. Und wir geben im Rahmen unserer Veranstaltungen immer wieder Einblicke in Firmen und Geschäftsmodelle, die eben gerade solche Themen aufnehmen.

Zum Beispiel unser letzter Wirtschafts-apéro, welcher die Individualisierung am Beispiel der Textilindustrie aufgriff. Oder unsere Jahrestagung, an der wir aufzeigten, wie die kommende Generation Z als Kunde, Partner oder Mitarbeiter «funktioniert». Noch etwas konkreter: wir erachten, gerade auch im Handel, schlanke Prozesse und Strukturen als Voraussetzung für die Digitalisierungen. Konsequenterweise führen wir, jeweils im Herbst, eine Weiterbildung «Lean in den Sekundärprozessen» für unsere Mitglieder (und Interessierte) durch.

 

Tobias Wüst von Leuze Electronic hat zum Thema Vertriebsniederlassungen eine interessante Masterarbeit geschrieben. Wie transformieren Sie als Verband diese Theorie in die Praxis?

Brugger: Im swissT.net ist Anfang Juni zusammen mit Tobias Wüst eine Arbeitsgruppe gestartet, die sich intensiv der Frage annehmen wird, mit welcher Methodik der Innovationsplatz Schweiz in Kombination mit global beweglichen Produktionsstandorten erfolgreich sein kann. Ziel dabei ist es, trotz des Waren- und Geldflusses ausserhalb der Schweiz die dazugehörigen Innovationsarbeiten, die in der Schweiz stattfanden, gerecht abgelten und damit erhalten zu können. Auf LinkedIn lässt sich die Arbeit der Gruppe öffentlich verfolgen. Sie finden die Gruppe über das Profil des swissT.net.

 

Wie ist die Stimmung derzeit bei den swissT.net-Firmen – auch unter dem Aspekt des abgeschwächten Frankens?

Brugger: Die Stimmung ist bei den meisten Mitgliedsunternehmen gut. Die Zeichen stehen mit wenigen Ausnahmen auf Wachstum. Die Digitalisierung mit Industrie 4.0 in unseren Branchen sorgt zudem für einen Aufbruch in neue Innovationsfelder. Dabei denke ich an künstliche Intelligenz, Blockchain und neuartige Cloud-Dienste, die einen Schub in den Automationsbranchen geben. Die Diskussionen drehen sich wieder viel mehr um Technologien und die Chancen, die daraus erwachsen. Das ist nach den Jahren der leidigen Frankendiskussion eine richtige Befreiung und führt zu Tempo auf dem Innovationspfad.

 

Vervollständigen Sie bitte den Satz: Die Sindex muss man besuchen…

Steinemann: ...weil diese Messe die Schweizer Drehscheibe für aktuellste Technologien schlechthin ist und den Innovationsplatz massgeblich für alle Player stärkt. Besonders den KMU bietet sie quasi vor der Haustüre ein Schaufenster für den Austausch an Innovationen. Die Unternehmen können da ihre Position in den Schweizer Wertschöpfungsnetzwerken gezielt und effektiv einbringen und Kooperationen eingehen, die sie im globalen Wettbewerbsdruck stärken. Eine Tagesreise reicht, um ein umfassendes Bild über die Trends und Topthemen zu erhalten.

 

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