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«Im Sales und im Solution Center wird’s nie langweilig»

Seit der Gründung der MPI Distribution 1992 agierte das KMU als Distributor für Systemkomponenten.Doch Distribution steht heute oftmals für Boxmover. Um den Wandel hin zum Berater, Assemblierer, Lösungsanbieter sowie Hard- und Softwareintegrator zu belegen, gab es zum 25. Geburtstag den neuen Namen MPI Technologies AG. Daniel Brugger, seit 2016 CEO, klärt auf und sagt, wie es weitergeht.

 

25 Jahre MPI, ein Jahr CEO, wie fühlen Sie sich in diesem Traditionsunternehmen?

 

Daniel Brugger: Ich fühle mich sowohl bei MPI als auch in der gesamten HT-/Bibus-Firmengruppe sehr wohl. Wir sind eine überschaubare Organisation mit einem sehr soliden Background. Obwohl die ganze Gruppe eine beachtliche Grösse aufweist, ist die Zusammenarbeit unter den Schwesterfirmen und der Führung sehr familiär und pragmatisch.

 

In Ihrer bisherigen Karriere waren Sie bei Herstellern, EMS-Dienstleistern, Distributoren – was fasziniert Sie am Job bei MPI?

 

Brugger: Richtig. Und bei den verschieden gelagerten Firmen war ich in der Beschaffung, im Sales, im Produktmarketing und im Business Development tätig. In allen diesen interessanten Disziplinen durfte ich auch Führungsaufgaben übernehmen. Bei MPI Technologies AG kriege ich alles unter einem Hut. Wir sind Assemblierer, Dienstleister, Distributor und ich selber kann nebst meiner Tätigkeit als Geschäftsführer auch Verkaufs-, Produktmanagement- und Beschaffungsfunktionen übernehmen – einen vielseitigeren Job kann ich mir kaum vorstellen!

 

Wie würden Sie MPI kurz skizzieren, wofür steht das Unternehmen?

 

Brugger: Robust, zuverlässig, kompetent und preiswert. Wir suchen uns unsere Partner und die Produkte mit denen wir arbeiten möchten äusserst sorgfältig aus – wir wollen nicht die grösste sondern die beste Linecard haben. Dabei haben wir darauf geachtet, dass wir sowohl Projekte mit höchsten technischen Anforderungen als auch stark kostengetriebene Applikationen unterstützen können. Mit anderen Worten, wir kennen unsere Basisprodukte sehr gut und wissen genau, wann wir in welche Kiste greifen müssen.

 

Das klingt nach einem sehr breiten Sortiment und sehr verschiedenen Kundensegmenten.

 

Brugger: Das kann man wohl sagen! Wir liefern z.B. aufeinander abgestimmte SBCs, Switches und Storageprodukte für militärische Kommunikationslösungen oder sehr robuste Bordrechner für namhafte Personentransportunternehmen in der Schweiz.

 

An einem Tag sind wir bei einem Kunden, der von uns komplett aufgesetzte Rugged Tablets und AirIDs (IT-Security-Lösung mit 2Faktor-Authentifizierung) kauft, um den Zugang zu den Unternehmensdaten zu schützen und gleichzeitig die interne Datenintegrität sicherzustellen.

 

Am nächsten Tag präsentieren wir komplette Bildschirmlösungen, inkl. Mediaplayer und kundenspezifischer Mechanik für eines der bekanntesten Schweizer Retailunternehmen, bei dem es auf jeden Rappen ankommt. Bei uns wird's im Sales und im Solution Center nie langweilig!

 

Können Sie denn im untersten Preissegment mithalten?

 

Brugger: Im alleruntersten Segment und B2C wollen wir nicht mitbieten. Doch wenn Äpfel mit Äpfeln verglichen werden, müssen wir uns preislich vor niemandem verstecken.

 

Sie änderten kürzlich den Firmennamen von MPI Distribution in MPI Technologies – was waren die Gründe?

 

Brugger: Nomen est Omen, heisst es doch so schön. Vor 25 Jahren waren wir ein Distributor, ein Händler. Das gilt heute jedoch nur noch für unsere Komponentensparte mit Brands wie z. B. Microsemi, Calramic, Starpower, Crydom, Voltage Multiplier oder X-REL. In den drei anderen Sparten Displays, Communication und Industrial PC jedoch haben wir uns schon vor langer Zeit zum Berater, Systemanbieter und Integrator inkl. Service- und Supportabteilung entwickelt – und genau in diesen, für uns sehr wichtigen Bereichen, stand uns der Firmenzusatz «Distribution» im Wege, da uns viele potenzielle Kunden natürlich für ein reines Handelshaus hielten.

 

Auf welche(n) Hersteller in Ihrem Portfolio sind Sie besonders stolz, weshalb?

 

Brugger: MPL ist natürlich unser Flaggschiff. Ich wage zu behaupten, dass es kaum einen zweiten Hersteller von derart robusten Rechnern und Netzwerkprodukten gibt, der in der Produktauslegung so flexibel und in der Lage ist, eine Langzeitverfügbarkeit von über 10 Jahren zu garantieren und auch heute noch Produkte repariert, die vor über 20 Jahren eingeführt worden sind. Wir können uns heutzutage aber nicht mehr nur auf das oberste Segment konzentrieren und haben unser Sortiment ergänzt bis hin zu consumernahen Geräten. Ganz in den Consumerbereich wollen wir dann doch auch wieder nicht.

 

Sie bearbeiten den Markt bisher ohne Onlineshop – bleibt das so oder gibt es Gedanken diesbezüglich?

 

Brugger: Der Gedanke kommt immer wieder mal auf. Es ist aber so, dass wir uns vor allem in der Beratung und dem technischen Support von unseren Mitbewerbern und auch den Onlinehändlern abheben. Deshalb würden wir nur einen Teil unseres Sortiments online anbieten wollen und ich bin mir noch nicht sicher, ob der Onlineshop dann wirklich den gewünschten Effekt bringt.

 

Welche Rolle spielen IoT und Industrie 4.0 für Ihre Firma und was bieten Sie?

 

Brugger: Eine sehr wichtige. IoT und Industrie 4.0 stehen grundsätzlich mal für die Vernetzung. Während IoT aus meiner Sicht eher auf den Consumerbereich abzielt, konzentriert sich Industrie 4.0 auf den industriellen Bereich. Die Vernetzung stellt für uns sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung dar. Da wo früher bereits Intelligenz z. B. in Form eines Panel-PCs vorhanden war, wird diese Intelligenz z. T. reduziert auf ein einfaches HMI mit Netzwerkverbindung – das stellt natürlich eine Herausforderung für unser traditionelles Geschäft dar. Andererseits verkaufen wir heute Netzwerkkomponenten oder Rechner mit geringerer Performance, wo früher vielleicht nur gerade ein Schalter und ein Aktor installiert war und mischen heute auch im industriellen Servergeschäft mit – für uns natürlich eine tolle Chance! Ich denke, hier haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und das Portfolio sinnvoll ergänzt.

 

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten?

 

Brugger: Genau, die Vernetzung birgt aber auch Gefahren: Das Angebot an kommer-ziellen Kleinrechnern und Netzwerkkomponenten ist enorm gross. Die Verlockung, bei industriellen Anwendungen aufgrund des Preises auf diese Consumerprodukte zurückzugreifen, ist enorm gross. Wir treffen heute auf viele Anwendungen, bei denen trotz widrigster Umgebungsbedingungen (Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Staub, Schmutz usw.) kommerzielle Produkte verwendet werden. Dabei stellt sich manchmal nicht die Frage, ob die Geräte ausfallen, sondern wann. Es macht einen Riesenunterschied, ob mein intelligenter Kochtopf die Bluetooth-Verbindung zum Tablet verliert oder ob der Switch im Zug oder Tunnel abraucht! Ich glaube, der Total-Cost-of-Ownership-Gedanke muss in jedem neuen Gefüge wieder neu gelernt werden. Da brauchen wir nur etwas Geduld – das Portfolio steht bereit!

 

Alles was mit dem Internet verbunden ist, bietet eine Angriffsfläche – somit ist unsere Industrie auf einen Schlag ganz eng mit der IT verbunden, Stichwort IT Security. Da unsere Kunden damit immer häufiger konfrontiert sind, haben wir unser Sortiment diesbezüglich auch mit einem tollen Produkt ergänzt.

 

Wie stehen Sie zu Fachmessen – nationale, internationale?

 

Brugger: Als Besucher sind wir sowohl national wie auch international an einigen Messen. Als Aussteller sind wir nicht mehr an so vielen Messen vertreten wie früher. Als Aussteller ist es heute unheimlich schwer, sich von der grossen Masse abzuheben und der Erfolg einer Messe ist kaum messbar. Zudem ging es früher bei Messen eher noch ums Geschäft und neue Produkte, während es heutzutage bei vielen Messen eher um Networking geht. Ich habe mir jedoch vorgenommen, die Messelandschaft in diesem Jahr etwas genauer unter die Lupe zu nehmen – ein paar Ideen habe ich schon, lassen Sie sich überraschen. 

 

Infoservice

 

MPI Technologies AG

Täfernstrasse 20, 5405 Dättwil

Tel. 056 483 34 44, Fax 056 493 48 60

d.brugger@mpi.ch, www.mpi.ch