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Sinn und Unsinn von Motivationsschreiben

Bewerbern stellt sich immer wieder die Frage, ob einer erfolgreichen Bewerbung ein Motivationsschreiben beigefügt werden soll oder nicht. Selbst unter Rekrutierungsverantwortlichen besteht dazu keine identische Meinung. Eine Umfrage an einer HR-Fachtagung ergab gar gänzlich kontroverse Ergebnisse: Von «lese ich überhaupt nicht» bis «das ist das einzig wichtige Dokument» waren alle Meinungen vertreten.

 

Versuchen wir Licht ins Dunkel zu bringen: Eine Bewerbung besteht grundsätzlich aus einem aussagekräftigen und gut strukturierten Lebenslauf sowie einem Begleitschreiben. Dabei kommt der junge Handwerker mit ein bis zwei Seiten aus. Wogegen der promovierte und äusserst Berufserfahrene wohl vier und mehr Seiten für sein Curriculum Vitae benötigt. In einigen Ländern hat es sich zudem eingebürgert, dass eine sogenannte «Zusatzseite» beizufügen sei, in welcher die Qualitäten des Bewerbers dargestellt werden. In unseren Breitengraden ist hingegen erwünscht, neben dem eigentlichen CV ein Qualifikationsprofil anzuhängen, welches in Stichworten die fachlichen Kenntnisse und Kernkompetenzen des Bewerbers wiedergibt.

 

Motivationsschreiben nein, falls doch – kurz und prägnant

 

Heute werden 99 Prozent aller Bewerbungen in Form einer E-Mail mit Beilagen zugestellt. Damit stellt sich nun die Frage, ob der E-Mail-Text als Begleit- oder gleich als Motivationsschreiben verfasst werden soll. Hierbei sollte zwischen Bewerbungen, die sich an Headhunter richten und Direktbewerbungen an Unternehmen unterschieden werden. Im ersten Fall erübrigt sich ein Motivationsschreiben. Denn Headhunter haben täglich zahlreiche Bewerbungen zu sichten, zu beurteilen und daher kaum Zeit, zusätzlich redundante Prosa zu lesen. Bei Direktbewerbungen wird die Sache schon etwas komplexer. Hier gilt es zu beachten, ob in der Stellenanzeige explizit ein Motivationsschreiben verlangt wird oder auch ein einfaches Begleitschreiben genügt. Sollte ein Motivationsschreiben verlangt werden, dann ist es ratsam, dieses kurz und prägnant zu verfassen. Und darin vor allem auf Eigenlob und nicht nachweisbare Überzeichnungen zu verzichten.

 

Denn auch hier gilt: In der Kürze liegt die Würze! Einmal abgesehen davon, dass es letztlich um einiges anspruchsvoller und aussagekräftiger ist, in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen, WARUM man sich gerade auf diese eine Stelle bewirbt.

 

Softskills mit wenig Substanz

 

Gerade weil es so anspruchsvoll ist, überzeugende Motivationsschreiben zu verfassen, enden viel zu viele dieser Texte langfädig, geradezu von Eigenlob durchsetzt und kaum Informationsgewinn bringend. Höhepunkt unnützer Aussagen sind Zitate berühmter Persönlichkeiten, die zum puren Eigennutz adaptiert, um nicht zu sagen «missbraucht» werden. Ein weiteres Problem besteht hierbei darüber hinaus im vagen Informationsstand des Kandidaten, der es kaum zulässt, treffende Aussagen zu Motivation und/oder Erfolgsaussichten zu formulieren. Denn, ob die neue Herausforderung tatsächlich motivierend sein kann, dürfte frühestens in einem Erstgespräch erkennbar werden.

 

Grundsätzlich sind Motivationsschreiben eine überflüssige und überholte Form der Darstellung eigener Ziele und Fähigkeiten, vermischt mit Annahmen und Vermutungen in Bezug auf die neue Aufgabe. Ein qualifizierter HR-Profi oder auch die Führungskraft aus der Linie erkennt in einem gut strukturierten Lebenslauf mit Qualifikationsprofil rascher und besser, ob und warum sich ein Kandidat eignet und ob es sich lohnt, ihn zum Gespräch einzuladen.

 

Qualifikationsprofil

 

Besonders bei Ingenieuren beobachtet man in deren Lebensläufen eine Auflistung der Tätigkeiten, vielfach bepackt mit firmenspezifischen Abkürzungen, die ein Aussenstehender nicht verstehen kann. Der Bewerber überlässt es dem, der die Vorauswahl trifft, selbst zu interpretieren, welche Kernkompetenzen der Bewerber zum Ausführen der Tätigkeiten benötigte oder sich erworben hat. Viel besser ist es wenn man selbst eine Liste seiner eigenen besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten dem Lebenslauf beifügt. Natürlich ohne die verpönten Softskills. Der CV-Lesende kann nun aufgrund von Tätigkeiten, Verantwortungen, Erfolgen und Kompetenzen entscheiden, ob sich ein Gespräch lohnt und der Stellensuchende wird nur zu Gesprächen eingeladen, die genügend erfolgversprechend sind. 

 

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