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Erleben – Staunen – Geniessen

Zum ersten Mal hat die Fachgruppe Elektronik und Informatik (FAEL) von Swiss Engineering eine Studien-reise ins Silicon Valley durchgeführt. Zwei Ziele hat die FAEL dabei verfolgt: Den 24 Reiseteilnehmern wurde ein Querschnitt durch die Unternehmenslandschaft in der Bay Area vermittelt, und die besuchten Firmen versprechen sich einen höheren Bekanntheitsgrad in der Schweiz sowie interessante neue Kontakte.

 

Der folgende Reisebericht beschreibt einige der vielfältigen Eindrücke, die auf dieser sehr interessanten Studienreise Anfang Mai 2017 in der Bay Area gewonnen wurden.

 

Tag 1 – Science Stanford University

 

Nachdem unsere aus 24 Teilnehmern bestehende Reisegruppe zunächst am Sonntag San Francisco erkundet hatte, standen am Tag darauf die ersten Besichtigungen auf dem Programm. Unter dem Motto «Education» startete der Montag mithin an der Stanford University. Diese bildete in den 1940er-Jahren den Nukleus zur Gründung der Unternehmerszene im ursprünglich agrikulturell orientierten Landstreifen zwischen San Francisco und San José. Zwei Masterstudenten führten uns durch den unglaublich grossen Campus, auf dem ca. 16 000 Studenten ihre akademische Ausbildung verfolgen. Eine Besonderheit scheint im breiten Fakultätsangebot mit Wahlfreiheit und Durchlässigkeit in den einzelnen Fächern bis Studienende zu liegen. Nebst den von bekannten Persönlichkeiten gesponserten Gebäuden findet sich auch eine katholische Kirche im europäischen Stil. Die Weitläufigkeit des Areals ist beeindruckend, das Studienjahr schlägt mit rund 65 000 Dollar pro immatrikulierten Kommilitonen zu Buche.

 

Organisation swissnex

 

An bester Lage bei Pier 17 in San Francisco befindet sich swissnex, eine höchst spannende und vielschichtige Organisation des Schweizer Departementes für Wirtschaft, Bildung und Forschung. swissnex ist eine internationale und interdisziplinäre Plattform zum Austausch von künftigen Markt- und Technologieentwicklungen zwischen Hochschulen, Start-ups, etablierten Firmen und der Kunstszene. Weitere Standorte gibt es in Bangalore, Boston, Shanghai und Rio de Janeiro. Inspiriert durch die Ausführungen des Gründers, Ideengebers und Leiters, Christian Simm, begaben wir uns anschliessend auf die Fahrt quer durchs Silicon Valley.

 

Das Intel-Museum

 

Neben Hewlett Packard steht Intel Instrumental für die Entwicklung des Silicon Valley. Wie dessen Name bereits impliziert, liegt sämtliche Basis dazu im Element Silicon, dem Material, aus welchem die Halbleiter hergestellt werden. William Shockley, der ursprüngliche Erfinder der Halbleitertechnologie, hatte sich mit seinen Mitarbeitern überworfen, die im Anschluss daran Intel gegründet und zur Blüte gebracht haben. Das Museum ist einem Reinraum nachempfunden und führt in Stationen durch die Geschichte von Intel. So war den praxiserfahrenen Reiseteilnehmern das eine oder andere «antike Prozessormodell» bestens aus ihren beruflichen Anfängen bekannt.

 

Tag 2 – Urban Mobility Tesla

 

Das nächste Highlight der Woche erwartete die Gruppe am Dienstag. Nach dem sich alle für die Factory-Tour registriert hatten und mit Barcode versehen waren, startete die einstündige Produktionsbesichtigung bei Tesla Motors. Auf einem Golf-Caddy-Zug wurden wir durch die Hallen chauffiert. Von der grössten Umformpresse Nordamerikas, entlang der Fahrgestellfertigung, der Batterie- bis hin zur Endmontage waren Roboter, Förderbänder und logistische Höchstleistungen zu bestaunen. Täglich verlassen 200 neue Tesla der beiden aktuellen Modellreihen das Werk. Auch sei der lang erwartete Produktionsstart des neuen Modell 3 in Sicht. Jedenfalls haben wir umfangreiche Neuinstallationen von Robotern erkannt, welche die neue Produktionsstrasse hierzu darstellen dürfte.

 

CalTrain

 

Die zurzeit grösste Herausforderung von CalTrain ist die Elektrifizierung der Strecke, die von San Francisco durch das Silicon Valley nach San José führt. So realisiert etwa die Firma Stadler von Bussnang hier ihren Markteintritt in die USA. Das Projekt, welches 2021 abgeschlossen werden wird, hat dabei drei zentrale Herausforderungen zu meistern: Durch die politischen Veränderungen in Amerika ist die staatliche Finanzierung (Subventionen aus dem Bundeshaushalt) wesentlich. Auch müssen der Betrieb während der Umbauphase mit den alten Dieselloks aus dem Jahr 1985 aufrechterhalten und die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter in Bezug auf die neuen elektrischen Fahrzeuge gewährleistet werden. Erst vor Kurzem befand sich eine US-Delegation in der Schweiz vor Ort, um unser Eisenbahnsystem kennenzulernen.

 

Tag 3 – Blockbusters GoPro

 

Am dritten Besichtigungstag wurden wir von der Firma GoPro in San Mateo in einer Art Home-Kinosaal empfangen. Neben den bekannten Produkten Hero und der neuen Produktelinie Drohnen, liegt deren Schwerpunkt in den Cloud-Softwarelösungen für Speicherung, Bearbeitung und Verwaltung von umfangreichen Videodaten, die ein Anwender heutzutage fast zwangsläufig generiert. Das Unternehmen ist besonders stolz auf die eigene Firmenkultur, die den Menschen ins Zen­trum stellt und seine Arbeitsfähigkeit schützen will.

 

Palo Alto Networks

 

Ein beeindruckender Empfang wurde uns hernach auch bei Palo Alto Networks geboten. Im Executive Briefing Center führten uns zwei Präsentatoren in die IT-Security-Thematik und -Lösungen ein, die Palo Alto Networks entwickelt hat. Das Unternehmen ist in wenigen Jahren von 300 auf weit über 3000 Mitarbeiter gewachsen. Für grössere Unternehmen werden neuartige, cloud-basierte Security-Lösungen entwickelt: Die port-basierende Firewall wird neu durch eine applikations- und benutzergesteuerte abgelöst; weshalb sich völlig neue IT-Schutzmethoden mit neuen, zentralen Administrationslösungen eröffnen.

 

Varian Medical Systems

 

Varian Medical Systems Inc. wurde bereits 1948 in Palo Alto gegründet und besitzt seit Jahren eine grössere Entwicklungsabteilung in Baden-Dättwil. Unsere Reisegruppe konnte die Produktion von Strahlentherapiegeräten für Krebspatienten besichtigen. Dabei erhielten wir interessante Einblicke in die Herstellung des hochpräzisen und zuverlässigen, fast sieben Tonnen schweren Hightechsystems. Varian unterscheidet sich nicht nur durch die Produktion von medizintechnischen Systemen von anderen Unternehmen im Valley, sondern auch durch seine langjährige Geschichte und den Produktionsstandort, der sich auch heute noch in Palo Alto befindet.

 

Tag 4 – Computer and Software Computer History Museum

 

Den Tag unter der Thematik Computer und Software starteten wir im «Computer History Museum», dem wohl weltbesten und aktuellsten Museum zum Thema. Unser «Guide», ein pensionierter, ehemaliger IBM-Manager, der ursprünglich aus Rumänien stammt, führte uns kompetent durch die Entstehungsgeschichte der Computer. Der äusserst aufschlussreiche Vortrag behandelte Meilensteine der Computertechnologie: Von den Lochkarten zur Zählung der Bevölkerung Ende 19. Jahrhundert (Holerit) über die Entstehung der IBM-Rechner, von Apple 1 über Windows 95 bis und mit Googles selbstfahrendem Auto. Das Museum am Highway 101 in Mountainview ist voller interessanter Exponate, die eine Verweildauer mehrerer Stunden rechtfertigen würden.

 

LinkedIn

 

Eine zehnminütige Fahrt katapultierte uns sodann in die Zukunft der Softwareentwicklung. Beim Social-Media-Unternehmen LinkedIn kamen wir gegen Mittag an. Der Vice President Software Development, Mike Grillo, und einer seiner Mitarbeiter erklärten uns eindrücklich die sich stellenden Herausforderungen, wenn 3000 Ingenieure Applikationsentwicklungen generieren. Alleine deren Software-Freigabeprozess umfasst 17 Schritte, mit denen die Qualität neuer Software und Patches sichergestellt wird. Alles funktioniert im Rollback-Modus, um bei dennoch auftretenden Problemen sofort auf die frühere Version zurückgehen zu können.

 

Evernote

 

Schliesslich bei Evernote angelangt, konnten wir dort hautnah den schnelllebigen Arbeitsmarkt im Silicon Valley miterleben. Wir wurden mit einer hervorragend inszenierten Tour durch die topmoderne Arbeitslandschaft à la Google geführt. Man konnte die Qualität der Zusammenarbeit förmlich spüren. Evernote ist viel mehr als nur ein elektronisches Notizbuch: Beispielsweise beherrscht die Applikation die Suche nach Stichworten, welche sich in fotografierten Seiten befinden.

 

Tag 5 – Energy Solution Bidgely

 

Der letzte Besichtigungstag stand unter dem Motto Energy Solution. Wir suchten in einer Garage die Start-up-Unternehmung Bidgely mit 95 Mitarbeitenden heim. In Bidgely haben namhafte europäische und amerikanische Energieversorger investiert. Die von ihr entwickelten Softwaresysteme werden zur Kundenbindung der Energieendkunden in deregulierten Märkten eingesetzt. Haushalte, die mit einem sogenannten Smartmeter ausgerüstet sind, können ihren Energieverbrauch nach Anwendungskategorie beurteilen lassen (Kochen, Waschen, Licht usw.). Ein Tool, das den Kunden zum Energiesparen motivieren soll, obwohl der Anbieter vom Energieverkauf lebt...

 

SRI International

 

Hinter den drei Buchstaben SRI verstecken sich das Stanford Research Institute und eine Vielzahl von innovativen Entwicklungen. So entstammen die Computermaus, der Da Vinci Surgical Robot, der Yamaha MotoBot und der Sprachassistent Siri den SRI-Gebäuden. Das Unternehmen, welches an mehreren Standorten in den USA total 2000 Mitarbeiter beschäftigt, entwickelt im Auftrag der Regierung und von Unternehmen Hightechprodukte in nahezu allen technischen Bereichen. Das Ziel dabei ist es, eine Brücke zwischen Universitäten und der kommerziellen Produktentwicklung zu bauen.

 

Fazit

 

Die Reiseteilnehmer waren sehr beeindruckt von der Professionalität, den vielfältigen Möglichkeiten, die sich in der Bay Area bieten, sowie dem Niveau der besuchten Firmen. Zwar besteht bei letzteren nicht ein einheitliches Rezept für den Erfolg, aber einem Grundsatz leben alle Firmen nach: Der Kundennutzen steht im Vordergrund und man will innerhalb der jeweiligen Branche der Beste sein. Für Interessenten wird Swiss Engineering 2018 eine weitere Studienreise anbieten. 

 

Infoservice

 

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