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«Kundenzufriedenheit hat Priorität»

Digi-Key ist seinem bei der Gründung 1972 definiertem Ziel sehr nahe gekommen, seinen Kunden die breiteste Auswahl an Elektronikkomponenten ab Lager mit einem Top-Service anzubieten, und zwar vom Prototyp bis hin zur Fertigung. Unser USA-Korrespondent stellte dem Präsidenten Dave Doherty Fragen zur aktuellen Distributionssituation.

 

Vor wenigen Monaten übernahmen Sie von Mark Larson die Spitzenposition bei Digi-Key. Wie ist Ihr Unternehmen derzeit im weltweiten Distributionsmarkt für Elektronikbauteile positioniert?

Dave Doherty: Im Verlauf der Jahre entwickelte und realisierte Digi-Key ein Geschäftsmodell mit der breitesten Produktauswahl, die für einen sofortigen Versand verfügbar ist. Diese Auswahl unterstützt die Ingenieure für ihre Innovationen, während die Verfügbarkeit sowohl den Entwicklern als auch dem Beschaffungswesen nützt. Unser Werteangebot basiert auf Service; vom echten Kundendienst und technischem Support bis hin zur Zusage, dass alle Bestellungen am gleichen Tag versandt werden.

Ihre Firma unterhält mehr als 80 verschiedene Webseiten. Wie stark sind Ihre monatlich rund 3,2 Mio. Onlinekunden in die lokalisierten Webseiten eingebunden und wie profitieren sie von den Echtzeit-Services?

Doherty: Lokalisierte Webseiten in den lokalen Landessprachen – oft auch mehrsprachig wie in der Schweiz – erlauben es uns, die Skalierbarkeit eines einzelnen Hintergrund-ablaufs zu nutzen, um die grosse Auswahl des verfügbaren Inventars mit den Möglichkeiten der Lokalisierung in Bezug auf Sprache, Währung und ausgewählter Produkte zu unterstützen. Per Telefon und Webchat sind wir fähig, mit Kunden in ihrer Sprache und zu ihrer Zeit zu kommunizieren.

Amazon und seine Konkurrenten streben nach «heute bestellt – heute geliefert». Wie beurteilen Sie diese Distributionsvariante?

Doherty: Erfolgreiche Unternehmen stimmen ihre Serviceleistungen auf die Kundenbedürfnisse ab. Es gibt ganz klar Industrie- und Produktbereiche, wo Zeit eine grosse Rolle spielt. Zum Beispiel: Wenn ich eine Pizza bestelle, dann kann ich eine Lieferzeit von 24 Stunden nicht akzeptieren. Einer der früheren Kompromisse in unserer Industrie war das lokale Lager – es bietet das Potenzial kürzerer Lieferzeiten, aber hat das Handicap der beschränkten Auswahl.

Welche Strategie verfolgen Sie und wie sehen Ihre Erfahrungen aus?

Doherty: Komponentenhersteller verkaufen ihre Produkte, basierend auf ihren Herstellungsprozessen, in ökonomischen Losgrössen und wir erlauben dann unserem Kunden, Einzelstücke praktisch eines jeden Produkts zu bestellen. Bei uns liegen 1,3 Mio. Produkte auf Lager. Unsere Kunden bevorzugen die Lieferung ihrer Produkte in einer Sendung. Dabei ist für sie die oberste Priorität, dass alle Bauteile der Stückliste ab Lager verfügbar sind. Unsere Logistikpartner helfen uns laufend, die Versandzeiten zu optimieren und wir erhalten regelmässig Rückmeldungen, dass unsere Produkte schneller bei den Kunden ankommen. Wir haben auch andere Modelle untersucht, wie beispielsweise eine Teilmenge unseres Lagers lokal anzubieten mit dem Nachteil, dass unsere Kunden mehrere Sendungen bekamen, was diese nicht schätzten. Die Kunden wollen pro Order eine Sendung.

Wie ist Ihr Unternehmen auf die Bestellungen und Anfragen aus den Märkten IoT und Maker (DiY = Do-it-Yourself) vorbereitet?

Doherty: Eines der spannenden Elemente in unserer Branche ist der rasche Wandel durch neue Technologien, Applikationen und Märkte. Wir sind bestens darauf vorbereitet, auch Endkunden zu bedienen, und zwar durch entsprechende Abstimmung mit den führenden Marktplayern. Beispiele sind High-Bright-LEDs oder HF- und Wireless-Komponenten. Das IoT erfordert spezielle Bausteine, integrierte Lösungen mit Sensoren, Embedded-Lösungen und sichere Verbindungen. In allen Bereichen können sich die Ingenieure darauf verlassen, dass Digi-Key Hersteller und Produkte bewertet. Nicht selten hören wir von den Kunden, dass sie Produkte, die bei uns nicht am Lager sind, in ihren Designs nicht berücksichtigen. Das ist eine einfache Aussage, aber für uns eine enorme Verantwortung, die wir sehr ernst nehmen. Der Maker-DiY-Markt ist ein weiteres gutes Beispiel. Sie können feststellen, dass Digi-Key das breiteste Angebot an Board-Level-Produkten an Lager hat, von traditionellen Herstellern wie TI und Atmel, und auch von «heissen» neuen Unternehmen wie Adafruit oder Sparkfun.

Es sieht so aus, als ob Elektronikdesigner mehr und mehr Board-Level-Produkte bevorzugen. Wie sehen Sie das?

Doherty: Viele unserer Kunden befinden sich im Marktbereich, hoher Mix, geringes Volumen, wo die Zeitspanne zum Markt wichtig ist und die Integration hoch bewertet wird. Board-Level-Produkte sind leicht zu verwenden und kommen mit einem hohen Grad an Funktionalität. Im Bereich RF zum Beispiel ist es bekannt, dass viele der Board-Level-Produkte mit einer Zertifizierung kommen, einem kritischen Unterscheidungsmerkmal.

Wie helfen Sie Ihren Kunden mit Software, Open Software und Softwareblöcken?

Doherty: Softwarelösungen sind besonders wichtig. Unser Application-Engineering-Team erstellt Funktions-Demos der Software und stellt diese auf die Site www.eewiki.net. Die ganze Software ist Open Source. Wir erstellen auch Linux-Images für alle BeagleBoard-Produkte. Wir helfen unseren Kunden bei Problemlösungen, mit Linux, für viele unserer Produkte. So wie bei Board-Level-Produkten die Beliebtheit von Open-Source-Hardware-lösungen wächst, wird es auch immer mehr Softwarefunktionsblöcke geben.

Digi-Key hat bald 50 Mio. Pakete ausgeliefert. Wie beurteilen Sie die weltweite Elek-tronikdistribution, mit besonderem Blick auf Europa und die Schweiz?

Doherty: Man kann unsere Industrie aus verschiedenen Richtungen betrachten. Die Ökonomen schauen auf den Gesamtumsatz unserer Produkte, der in erster Linie durch eine Handvoll grosser vertikaler Märkte, wie Computer, Handhelds oder den wachsenden Elektronikanteil in den Fahrzeugen bestimmt wird. Aber in jedem grossen, vertikalen Markt gibt es Berge und Täler. Aus der Maker-Bewegung kommt grosse Energie, Elektronik in praktisch allen Lebensbereichen einzuführen. Die Vorteile der Serienfertigung mit hohem Volumen bringt «Hot Spots» in den Niedriglohngebieten wie China oder Osteuropa. Aber Ingenieurskunst und Innovation kennen keine Grenzen. Europa ist für uns bezogen auf Umsatz und Kundenzahl eine schnell wachsende Region. Und die Schweiz ist da keine Ausnahme und ist hinsichtlich Innovation, Qualität und der Präzision von Produkten führend.

Auch ohne lokale Niederlassung sind Sie in der Schweiz sehr erfolgreich. Wie machen Sie das?

Doherty: Unsere Kunden erwarten nicht, dass wir bei ihnen im Firmenwagen erscheinen und fragen, ob wir sie bei ihrer Arbeit unterbrechen dürfen, um sie zum Mittagessen einzuladen. Sie wollen vielmehr den uneingeschränkten 24/7-Zugriff auf alle relevanten Informationen und kompetente, rasche Unterstützung. Unser zentrales europäisches Supportteam in München ergänzt unsere Webseite mit einem direkten Support in lokaler Sprache – für die Schweiz heisst dies: Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Das sind die Erfolgsfaktoren für unsere Kunden und auch für uns. 

Infoservice

Digi-Key Corporation
701 Brooks Avenue South, Thief River Falls
MN 56701, USA
www.digikey.ch 

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