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Rechtzeitige Vorsorge ist das A&O

Das Entwicklungstempo elektronischer Bauteile beschleunigt sich rasant und Technologien veralten immer schneller. Anbieter von industriellen und medizinischen Produkten sind auf eine langjährige Versorgung mit Ersatzteilen angewiesen. Eine gezielte Obsolescence-Management-Strategie kann die Langzeitverfügbarkeit der Bauteile sicherstellen.

 

Der Begriff Obsolescence oder auf deutsch Obsoleszenz bezeichnet, dass ein Produkt auf natürliche oder künstlich beeinflusste Art veraltet ist oder altert. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der technische Fortschritt erfordert neue Technologien, der Originalhersteller verschwindet vom Markt oder der Hersteller stellt die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen ein. Fehlendes Bewusstsein für diese Thematik verursacht jährlich Kosten in Millionenhöhe. Obwohl in den Unternehmen permanent Kostensenkungsprogramme durchgeführt werden und das Risikomanagement inzwischen ein fester Bestandteil der Unternehmensführung ist. Obsolescence Management wird leider oft unterbewertet oder vernachlässigt und viele erfolgreiche Sparmassnahmen verpuffen durch die Folgekosten wieder.

Innovationsdruck bei Bauteilen beschleunigt die Obsolescence

Warum braucht es Obsolescence Management? Ein wesentlicher Treiber ist der anhaltend hohe Innovationsdruck von Elektronikbauteilen. Deren Lebenszyklus ist in den meisten Fällen geringer als die Lebenszeit des Elektronikgeräts oder der Baugruppe, in welcher das Bauteil eingesetzt wird. Durch den Innovationsdruck müssen Bauteile schnell durch leistungsfähigere Nachfolgemodelle ersetzt werden. Industrielle Baugruppen hingegen werden häufig über längere Zeit unverändert produziert.

Umfragen zeigen, dass 70 % der Unternehmen mehrmals pro Monat mit Obsoleszenzen von Bauteilen konfrontiert sind. Davon verursachen weit über 50 % hohe bis sehr hoch eingeschätzte Aufwände, wofür es verschiedene Gründe gibt. Einer davon ist der Einsatz neuer Elektronikbauteile, welcher oft kostenintensive Softwareanpassungen erfordert. Dieser technische und zeitliche Aufwand macht die Beschaffung von Alternativkomponenten schwieriger. Wenn solche Probleme zu spät erkannt werden, sind Lieferengpässe und Umsatzeinbussen fast unausweichlich.

Die Wahl zwischen passivem oder aktivem Obsolescence Management

Man unterscheidet zwischen passivem und aktivem Obsolescence Management. Die einfachere Variante ist das passive Obsolescence Management, wo auf die Herstellerinformation beim Produktionsende einer Komponente reagiert wird. Leider garantieren nicht alle Distributoren einen sicheren Informationsprozess. Auch für auslaufende Komponenten, welche über längere Zeit nicht mehr beschafft wurden, erfolgt durch die Lieferanten meist keine Benachrichtigung. Zudem funktioniert der Prozess nicht für die Reparaturmaterialbewirtschaftung, was zu plötzlichen Ausfällen von Ersatzteilen führen kann. Passives Obsolescence Management birgt also eine Reihe von Gefahren und Unwägbarkeiten.

Aufwendiger, aber wesentlich sicherer, ist das aktive Obsolescence Management, wo der Status der Komponentenverfügbarkeit periodisch überprüft wird. Dafür stehen umfassende Lieferanten- und Compliance-Datenbanken zur Verfügung. Diese stellen detaillierte und gesamtheitliche Information über den Life-Cycle von Komponenten sowie die Hersteller zur Verfügung. Allfällige Massnahmen können so frühzeitig, kostenoptimiert und sinnvoll gebündelt durchgeführt werden. Ein guter EMS-Partner setzt auf aktives Obsolescence Management und sichert damit dem Kunden die Langzeitverfügbarkeit der Produkte in geforderter Qualität.

Wie rechtzeitig vorsorgen?

Bei richtiger Vorsorge kommen Obsoleszenzen nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel. Verfolgt man die Lebenszyklen der Bauteile aktiv, kann man rechtzeitig agieren und vorsorgliche Massnahmen treffen. Viele Massnahmen können zudem bereits in der Entwicklungsphase des Produkts ergriffen werden. Ein wirksames Mittel ist die Definition von «Second-Source-Quellen». Das heisst, dass nebst dem Hauptlieferanten weitere Distributoren bestimmt werden, auf welche im Notfall zurückgegriffen werden kann. Während der Entwicklung sollte der Produzent der Baugruppe mit einer BOM-Analyse (Bill of Material) beauftragt werden. Damit werden risikoreiche Bauteile erkannt und deren Einsatz kann bereits während der Entwicklung vermieden werden.

Wo Risiken identifiziert werden, sollten Minimallagerbestände definiert und laufend befüllt werden. Zu guter Letzt ist eine regelmässige, aktive Statusüberwachung der Risikobauteile ratsam.

Massnahmen bei Abkündigungen

Irgendwann kommt im Produktlebenszyklus der Zeitpunkt, wo die definitive Abkündigung von Bauteilen erfolgt. Sobald diese kommuniziert wird, sollten umgehend Massnahmen ergriffen werden. Eine Möglichkeit ist der «Last time buy» der auslaufenden Teile, um die Zeit bis zum Redesign zu überbrücken. In diesem Fall ist es vorteilhaft, einen möglichst exakten Zeitplan des Redesignprozesses zu haben, um den Lagerbestand nicht unnötig aufzublähen. Eine andere Möglichkeit ist sofort mit dem Redesign zu beginnen, solange die Lieferung der Bauteile noch gesichert ist.

Aufgrund der Erfahrungswerte aus dem Vertrieb lässt sich ein Allzeitbedarf abschätzen, welcher den Bedarf bis zur Ablöse deckt. Bei billigen Bauteilen bietet sich diese Lösung an, teure Bauteile verursachen jedoch eine hohe Kapitalbindung. Die Teileverfügbarkeit sollte in jedem Fall so gewährleistet sein, dass auch noch nach Ablauf der Garantiezeit ein Reparaturservice sichergestellt ist. Durch die Lagerung einer grossen Zahl von Teilen wird nicht nur viel Kapital gebunden. Es besteht die Gefahr, dass zu viele, meist schon veraltete, Bauteile eingekauft werden. Solche sind in folgenden Gerätegenerationen nicht mehr einsetzbar und müssen ungenutzt entsorgt werden. Bei jeder Langzeitlagerung wächst zudem das Verlustrisiko durch die Alterung der Teile – das gebundene Kapital zerstört sich schlicht und einfach selber.

Fazit

Ein verantwortungsbewusstes Obsolescence Management ist aber nicht nur wichtig für die Planung der Material- und Kapitalflüsse innerhalb des Produktionsunternehmens. Obsolescence Management ist an allen Schlüsselstellen der Wertschöpfungskette anzusetzen. Um die Ansprüche eines verantwortungsbewussten Obsolescence Managements zu erfüllen, ist die Zusammenarbeit mit kompetenten und zuverlässigen Produktionspartnern die beste Lösung. Diese verfügen über das Wissen, das Know-how, die Ressourcen und die Technik zur Umsetzung eines aktiven und wirksamen Obsolescence Management. Iftest bietet auf der Homepage diverse Whitepapers zu diesem Thema an. 

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