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«Unser Erfolg basiert auf Technologie und Kompetenz»

Microchip Technology wurde im April 1989 als Spin-off der Halbleiterabteilung von General Instruments gegründet. Der Umsatz im Jahr 1989 betrug rund 65 Mio. Dollar. Der Umsatz im aktuellen Finanzjahr erreichte rund 2,2 Mrd. Dollar. Das exklusive Gespräch mit CEO Steve Sanghi gibt Einblick in die Anfänge, die Expansion, in Trends wie IoT und wie es im Elektronikmarkt weiter geht.

 

Steve Sanghi, Sie sind seit 25 Jahren CEO von Microchip Technology – Gratulation! In wenigen Worten: Was geschah im MCU-Markt seit 1991 hinsichtlich technischer Spezifikationen?

Steve Sanghi: Seit 1991 hat sich im MCU-Markt viel ereignet. Zuerst einmal wechselte fast der gesamte Markt zu feldprogrammierbaren MCUs. 1991 bestand der Hauptteil des Marktes aus ROM-basierenden MCUs, die mit einer Maske in der Fab programmiert wurden. Microchip brachte die erste und kosteneffektive Feldprogrammierung im Jahr 1990 auf den Markt. Und wenn man heute diese Programmierbarkeit nicht hat, dann nimmt man an diesem Markt nicht teil. Darüber hinaus erfuhr der MCU-Markt multidimensionale Fortschritte in den Bereichen Fotolithografie, Computerperformance, Analogintegration, kleine Gehäuseabmessungen, C+-Programmiersprache gegenüber der Assemblersprache im Jahr 1991, Integration der MCU mit der Peripherie – USB, Ethernet, Displaytreiber, IR, Wireless-Protokolle, Powermanagement usw.

Und wie sah in diesem Vierteljahrhundert die Marktentwicklung aus?

Sanghi: Vom Marktstandpunkt aus gab es im MCU-Markt einen enormen Zuwachs in den Bereichen Automotive, Industrie, PCs und Tablets, Mobiltelefone, Kommunikation, Medizin und im Consumer-Endmarkt. Mit einer überwiegenden Konzentration auf den MCU-Markt, aber auch einschliesslich Analog, erzielte Microchip 102 aufeinanderfolgende, profitable Quartale, was meines Wissens kein anderes Halbleiterunternehmen erreichen konnte. Seit langer Zeit war unsere Vision, dass man jedes Endprodukt nehmen kann, das entweder eine MCU hat oder aber eine MCU haben sollte, um Datenanbindung, Sicherheit oder Intelligenz hinzufügen zu können.

In den letzten 14 Jahren übernahm Microchip zwölf Unternehmen. Ist diese Strategie die beste Vorgehensweise, um mit den Kunden, den Technologien und den Märkten auf dem Laufenden zu bleiben?

Sanghi: Während sich die Halbleiterindustrie konsolidiert, setzt Microchip weiterhin seine sehr erfolgreiche Konsolidierungsstrategie fort, und zwar mit einer Folge von Übernahmen. Diese half uns, unsere Wachstumsrate, im Verhältnis zu unserer organischen Wachstumsrate, in den letzten Jahren zu verdoppeln. Die Atmel-Übernahme ist das jüngste Kapitel unserer Wachstumsstrategie. Sie bringt uns eine weitere operative und kundenorientierte Grössenordnung. Beide Unternehmen zeigen eine starke Innovationstradition, die sich über Mikrocontroller, Analog, Touch, Datenanbindung und Speicherlösungen hinwegzieht. Dieses Zusammengehen und die Kombination unseres Produktportfolios bieten unseren Kunden umfangreichere Lösungsoptionen, damit sie innovative und konkurrenzfähige Produkte in ihren Märkten anbieten können.

Die Leitwerte unseres Unternehmens lauten «Kunden sind unser Fokus» und «Mitarbeiter sind unsere grösste Stärke». Jedes Mal, wenn wir eine Übernahme abschliessen, können wir unsere Kunden mit einem noch kompletteren Portfolio noch besser bedienen. Hinzu kommen sehr talentierte Mitarbeiter mit ihrem Know-how.

Wie sind ihre Strategien hinsichtlich der Wireless-Technologien?

Sanghi: Die drahtlose Datenanbindung breitet sich weiterhin aus und unsere Anstrengungen konzentrieren sich hier auf die Bereitstellung einzigartiger und kompletter Lösungen, die eine echte Benutzerfreundlichkeit und eine schnelle Implementierung bieten und zudem alle wichtigen Standards abdecken.

Microchip verfügt über ein breites Port- folio an Wireless-Lösungen, einschliesslich Bluetooth und WiFi. Hinzu kommen neue Standards wie LoRa. Unser LoRa-Modul RN2483 war das weltweit erste Modul, das das LoRaWAN-Zertifizierungsprogramm der LoRa-Alliance erfolgreich bestand. Wir waren auch die Ersten, die LoRa-Evaluierungskits lieferten, die alles enthielten, was ein Entwickler für die Realisierung eines LoRaWAN-Netzes direkt an seinem Arbeitsplatz benötigt.

Wie ist die Marktakzeptanz von MPLAB Xpress, ihrer Cloud-basierten Entwicklungsplattform?

Sanghi: Heute werden alle 8-, 16- und 32-Bit-PIC-Mikrocontroller und digitalen dsPIC-Signalcontroller von nur einer integrierten Entwicklungsumgebung unterstützt – dem kostenfreien MPLAB X IDE. MPLAB Xpress, die Cloud-basierte Entwicklungsplattform für 8-Bit-MCUs, bringt die populärsten Eigenschaften des MPLAB X IDE den mit dem Internet verbundenen PCs, Laptops oder Tablets und wurde im Markt sehr gut aufgenommen, und zwar besonders von Kunden, die für Microchip neu sind.

Heute ist MPLAB Xpress mit mehr als 17 000 Anwendern und 34 000 Softwareprojekten seit Februar 2016 sehr erfolgreich. Zusätzlich stellen wir eine starke Nachfrage nach der kürzlich vorgestellten IDE-Begleithardware, dem MPLAB Xpress Evaluierungsboard, fest. Jetzt planen wir auch die Erweiterung unseres Supports für unsere 16-Bit-MCUs und erwarten fortlaufenden Erfolg von unserer Cloud-basierenden Entwicklung.

Von welchen Sektoren des Elektronikmarkts erwarten sie signifikantes Wachstum?

Sanghi: Wenn ich in die Zukunft schaue, sehe ich erhebliche Zuwachsanstösse aus folgenden Märkten und Applikationen: Automotive (smarte, vernetzte, selbstfahrende und elek­tr-ische Fahrzeuge); energieeffiziente und vernetzte Haushaltsgeräte; medizinische Instrumente und, mit dem Risiko des Schlagwortes, das Internet der Dinge (IoT). Im Laufe der Zeit werden mehr und mehr Dinge vernetzt und die Wireless-Verbindung mit der MCU ist eine notwendige Eigenschaft, um im MCU-Markt mitspielen zu können.

Ist das IoT für Microchip noch heisse Luft oder schon echtes Business?

Sanghi: Für Microchip ist es definitiv reales Business und unsere Kunden entwickeln tagtäglich neue und aufregende Produkte. Unsere Kunden fertigen seit Jahren vernetzte Produkte. Smarte und vernetzte Produkte wachsen stetig und sie erhielten mit dem Begriff IoT eine sehr gute Bezeichnung – aber diese Aktivitäten gibt es schon seit vielen Jahren.

Trotzdem sind wir nicht sonderlich von irgendeinem Markt, Kunden oder Applikationen abhängig. Unsere vorhandenen Kunden wollen eine IoT-Funktionalität in ihren Produkten realisieren können. Unsere vorhandenen Produkte eignen sich sehr gut dafür. Eine grosse Herausforderung ist für mich beim IoT das Thema Sicherheit und Datenschutz.

Wie beurteilen sie die sogenannte «Chip­konsolidierung» – oder ist dieses Phänomen immer gegenwärtig?

Sanghi: Ich weiss jetzt nicht, ob sie die «Chip-integration» oder die «Branchenkonsolidierung» meinen. Lassen sie mich beides beantworten. Die Chipintegration gibt es seit 35 Jahren. Ein aktueller Mikrocontroller verfügt über CPU, Speicher, Analog, Powermanagement, Interface-Peripherals, E/A-Ports und die für eine Steuerung notwendige Firmware. Es ist in der Tat ein Computer auf dem Chip. Die Integration wird weiter ansteigen. Multichip-Module werden diese Integration sehr weit tragen, da wir in der Lage sind, Chips mit unterschiedlichen Technologien in nur einem Modul zu kombinieren.

Was die Konsolidierung der Branche betrifft, so ist sie ein Nebenprodukt des verlangsamten Zuwachses in einer ausgereiften Industrie. In einer Industrie mit 350 Mrd. Dollar pro Jahr scheint kein neuer Killermarkt sichtbar zu sein, der den Marktzuwachs beschleunigt, so wie es PCs und Mobiltelefone in den letzten Jahrzehnten taten. Deswegen konsolidiert die Industrie mit einem Rekordtempo. Microchip ist mittendrin und wir werden kontinuierlich andere Halbleiterunternehmen übernehmen und damit unsere Wachstums-raten weiter verdoppeln. 

Infoservice

Microchip Technology Inc.
Osterfeldstrasse 82, DE-85737 Ismaning
Tel. 0049 89 627 14 40, Fax 0049 89 627 14 444
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