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Mehr als Kies und Sand

Um aus Kieselkalk hochwertige Zuschlagstoffe für die Betonherstellung produzieren zu können, hat die Müller-Steinag-Gruppe im Werk Rozloch am Vierwaldstättersee eine Hartgestein-Veredelungsanlage gebaut. Bei der Planung und Projektierung der Elektro-, Steuerungs- und Antriebstechnik kam das Engineering-Framework TIA Portal zum Einsatz.

 

Wer auf der Lopperstrasse von Luzern Richtung Brünig unterwegs ist, dem fällt auf der gegenüberliegenden Seite des Alpnachersees – einem Teil des Vierwaldstättersees – eine riesige Kiesverarbeitungsanlage auf. Das Werk Rozloch gehört zur Müller-Steinag-Gruppe, einem der bedeutendsten Lieferanten von Naturbaustoffen und Betonwaren in der Schweiz. Der Steinbruch Rüti, wo der Kieselkalk abgebaut wird, befindet sich auf dem Hügelzug oberhalb des Werks, vom See aus kaum zu sehen. Das Rohmaterial gelangt über einen Schacht und ein ca. 1 km langes, unterirdisches Förderband zu den Verarbeitungsanlagen.

Hochwertiges Hartgestein für besseren Beton

Seit Jahren werden im Schotterwerk aus den gröberen Komponenten Gleisschotter und Zuschlagstoffe für Belagswerke hergestellt. Die feineren Komponenten mit einer Körnung kleiner als 22 mm wurden bis anhin als Planiermaterial verkauft. Doch dafür ist das hochwertige Hartgestein «Kieselkalk» zu schade. Aus diesem Grund entwickelte das Unternehmen ein Verfahren, um aus diesen feineren Komponenten gerundete und gewaschene Hartsteinprodukte herzustellen. Diese neue Produktlinie ist ein wertvoller und geschätzter Zuschlagstoff für die Betonherstellung, denn das Hartgestein verhilft dem Beton zu Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit und dank der Rundung zu besseren Fliesseigenschaften.

Selbstbedienung bei veredelten Steinen

In den letzten zwei Jahren wurde hierfür im Werk Rozloch eine neue Veredelungsanlage für Hartgestein errichtet. Für das zugrunde liegende Verfahren der Nassaufbereitung fällt der Müller-Steinag-Gruppe eine Pionierrolle zu. Die aus dem Rohmaterial ausgesiebten Steinkomponenten mit einer Körnung kleiner 22 mm werden zuerst gewaschen, dann gerundet und anschliessend klassiert. Das Auswaschen des Feinstaubs erfolgt in einem geschlossenen Wasserkreislauf mit minimalem Wasserverlust. Im Brechprozess wird das Gesteinsgemisch in einem horizontalen Brecher gerundet und anschliessend durch Siebmaschinen klassiert. Die gerundeten Endprodukte, Brechsand und Hartstein in vier Grössenklassen, lagern anschlies-send in Silos von wo sie die Kunden über eine vollautomatische LKW-Verladeanlage in «Selbstbedienung» beziehen.

Software hilft nicht nur bei der Planung

Die Verfahrens- und Fördertechnik sowie die Stahlbauten wurden durch die Firma Frei Fördertechnik AG als Generalunternehmer geplant und geliefert. Als Unterlieferant für die elektrischen Komponenten und die Steuerungstechnik zeichnete die Firma Grötzinger und Rychard AG verantwortlich. Eine Bedingung des Kunden war die Verwendung von Siemens-Steuerungskomponenten, da die Betriebselektriker, welche die Anlage später betreuen und instand halten, mit dieser Produktpalette vertraut sind. Die Planer dagegen arbeiten mit unterschiedlichen Steuerungsprodukten und sind keine eigentlichen Siemens-Spezialisten. Auf der Suche nach einem Engineering-Tool für die Planung und Softwareprogrammierung sties- sen die Techniker auf das TIA Portal.

Projektbezogener Support für Softwareplaner

Das Engineering-Framework vereint alle Automation-Engineering-Systeme in einer einzigen Entwicklungsumgebung. Ob es um integriertes Programmieren einer Steuerung, die Visualisierung eines HMI-Bildes oder die Parametrierung eines Frequenzumrichters geht – alles basiert auf einem einheitlichen Design und einer durchdachten Ergonomie. Trotz der ausgewiesenen Anwenderfreundlichkeit ging es nicht ganz ohne Einführungsschulung. Diese wurde von Siemens Schweiz in Form eines projektbezogenen Supports durch das Application Center angeboten.

TIA Portal erleichtert Fernwartung

Das TIA Portal erleichtert nicht nur das Engineering und die Programmierung in der Planungsphase, sondern unterstützt mit seinen Diagnosewerkzeugen später auch die Wartung und Instandhaltung. Hierbei führen die Techniker – bei Bedarf und nach Freigabe des Netzwerkzugriffs durch den Kunden – jederzeit Störungsanalysen und Softwareanpassungen Remote durch. Bei der Hartgestein-Veredelungsanlage kam nicht nur Steuerungen und Software von Siemens zur Anwendung, sondern auch Hardware wie etwa der Sinamics-Antrieb für den Brecher, der für die Rundung des Gesteins sorgt. Er hat eine Nennleistung von 132 kW und die Drehzahl wird mittels Frequenzumrichter an den Prozessbedarf angepasst. Daraus resultie-ren weniger Aus- und Einschaltvorgänge, was einen energiesparenderen Betrieb zulässt.

Die beteiligten Partner

Die Müller-Steinag-Gruppe ist in den Bereichen Betonwaren, Naturbaustoffe, Vorfabrikation, Recycling, Entsorgung und Wassertechnik tätig. Das Familienunternehmen Frei Fördertechnik plant und baut seit über 45 Jahren massgeschneiderte Lösungen im Anlagenbau für jegliche Arten von Fördergut. Grötzinger + Rychard beschäftigt sich hauptsächlich mit der Planung und Ausführung von Steuerungs- und Automatisierungsaufgaben im Bereich Steine und Erden.

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