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«An sich wollte ich was Lustiges machen»

Stromversorgungen begleiten Bernhard Erdl sein ganzes bisheriges Berufsleben. Schon 1973 baute er für das CERN ein Hochleistungsnetzteil. Richtig durchstarten konnte er mit der Gründung von Puls im Jahre 1980. Seit damals zählen die Puls-Netzteile als Benchmark hinsichtlich Grösse und Wirkungsgrad.Weshalb das so ist und auch so bleiben soll, erklärt der kreative Unternehmer im Gespräch.

 

Wann kamen Sie zum ersten Mal mit einer Stromversorgung in Kontakt?

Bernhard Erdl: Schon seit 1973 hatte ich als Partner in einem anderen Unternehmen Stromversorgungen entwickelt, unter anderem ein Hochleistungsnetzteil für das CERN. Dies waren noch längsgeregelte Stromversorgungen mit einem fürchterlichen Wirkungsgrad. Auch wenn ich alles versucht hatte, das Maximale rauszuholen, gab es einfach prinzipielle Grenzen, die aus physikalischen Gründen nicht zu sprengen waren. Wir brauchten eine disruptive Technologie: die Schaltnetzteile. 1978 hatte ich mein erstes Gerät mit dieser Technologie auf den Markt gebracht, und im Gegensatz zu den ganz wenigen Wettbewerbern war es kein Störsender und fiel auch nicht aus. Die Zwischenstufe der Schaltregler hatte ich übersprungen und gleich ein primär getaktetes Netzteil entwickelt.

Was motivierte Sie zur Gründung Ihres Unternehmens im Jahre 1980?

Erdl: 1979 hatte ich mich dann aus persönlichen Gründen von meinem Partner getrennt, ohne einen Plan zu haben. Das war eine ganz spontane Entscheidung. So, was tun? Eigentlich wollte ich aus der seriösen Indus-trieelektronik raus und wieder etwas Lustiges machen, wie in meinen Ursprüngen in der Lichteffekttechnik für Bands und Diskotheken. Aber dann schien mir der sich abzeichnende technologische Umbruch, weg von den Längsreglern, hin zu den Schaltnetzteilen, eine ganz selten vorkommende, günstige Gelegenheit für eine Neugründung. Diese Gelegenheit wollte ich dann doch nicht vorbeigehen lassen und habe die Firma Puls gegründet. Der Name kommt übrigens aus dem technologischen Gedanken: die Schaltnetzteile sind nicht analog, wie die Längsregler, sondern digital, arbeiten mit Impulsen, daher «Puls».

Welche Erwartungen und Ziele hatten Sie damals?

Erdl: Technische Ziele: Die kleinsten Geräte mit dem besten Wirkungsgrad, zuverlässig und bezahlbar.

Unternehmerische Ziele: Unabhängig von Einzelkunden ein Standardprogramm von 19"-Geräten aufbauen.

Insgesamt: Zeigen, dass meine manchmal ungewöhnlichen Ideen, technisch wie in der Unternehmensorganisation, funktionieren und ich damit Erfolg habe.

Was gelang Ihnen bisher besonders gut, was war weniger gut?

Erdl: Besonders gut war die Konzentration auf eine Produktgruppe, die DIN-Schienen-Geräte und die rechtzeitige internationale Ausrichtung. Eine Katastrophe war ein extrem anspruchsvolles kundenspezifisches Projekt mit 4000 W und militärischen Spezifikationen in den 80er-Jahren. Insgesamt hätte ich den Artikel in der Harvard Business Review «The Power of Saying No» 20 Jahre früher lesen sollen. Dann hätte ich mir einige Schleifen in der Unternehmensentwicklung gespart.

Nach bald 35 Jahren erfolgreicher Unternehmensführung dürften Sie langsam ans «Aufhören» denken. Konkret: Gibt es Pläne über die Post-Erdl-Ära?

Erdl: Ich möchte erreichen, dass die Firma Puls auch nach mir als eigenständiges und charaktervolles Unternehmen den Mitarbeitenden ein erfüllendes Arbeitsumfeld und den Kunden wertvolle Leistungen bietet. Dazu plane ich, meine Anteile einer Stiftung zu übertragen und aus dem Management einen Nachfolger zu bestimmen. Aber da ist noch etwas Zeit hin, denn ich habe noch sehr viele Ideen, die ich gerne umgesetzt sehen möchte. Und wenn ich mich letztendlich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen haben sollte, hoffe ich, immer noch als Inspirator wirken zu können.

Wann haben Sie Ihr ehrgeiziges Ziel, weltweit die Nummer 1 für DIN-Rail-Netzteile zu sein, erreicht?

Erdl: Technologisch sind wir schon lange die Nummer 1. Vom Marktanteil her ist es schwer zu beurteilen. In unseren Stammmärkten dürften wir schon heute die Nummer 1 sein. Insgesamt haben die grossen Unternehmen aufgrund ihrer längeren globalen Präsenz noch einen Vorsprung. Bis 2020 wollen wir die aber auch weltweit überholt haben.

Die Schweiz war Ihre erste Tochtergesellschaft. Dies war 1997. Warum damals die Schweiz als Nicht-EU-Land und wie haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Erdl: Ich kenne und schätze Heinz Setz – er leitet unsere Schweizer Gesellschaft – schon aus unserer Zusammenarbeit mit der Elbatex seit Anfang der 90er-Jahre. Als sich diese tolle Firma durch Eigentümerwechsel veränderte, beschlossen wir, das Wagnis einer eigenen Aktivität einzugehen, und meine Erwartungen wurden bei Weitem übererfüllt. Gerade die Kunden in der Schweiz sind am anspruchsvollsten. Sie treiben uns immer weiter voran und fordern uns zur Weiterentwicklung auf, was uns in allen Märkten einen Vorsprung bringt. Auch künftig werden wir die Inputs aus dem Schweizer Markt gerne entgegennehmen und wenn möglich berücksichtigen.

Normal heisst es, der Grosse frisst den Kleinen. Wie konnten Sie sich bisher gegen diese Regel wehren?

Erdl: Wir sind immer gerne etwas anders. Damit sind wir kreativer, schneller und agiler. Auch fühlen sich unsere Mitarbeiter mehr direkt dem Erfolg des Unternehmens verbunden, als ein Teil einer globalen Familie. Wir achten sehr darauf, uns nicht mit uns selbst, sondern mit unseren Kunden zu beschäftigen. Das geht in einer kleineren Einheit besser.

Globalisierung – Chance oder Risiko für Puls?

Erdl: Eindeutig eine ganz grosse Chance. Wir müssen nur die Herausforderungen beherzt annehmen. Ausserdem haben wir gar keine Wahl. Unsere Kunden sind global, unsere Wettbewerber ebenso.

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