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Zertifizierungen – ein Buch mit sieben Siegeln

In Europa gilt die CE-Prüfung, in den USA die UL-Zertifizierung. Wer in diesen Märkten seine Produkte verkaufen will, muss die relevanten Vorschriften, Normen und Zertifizierungen erfüllen und nachweisen. Dies gilt auch für Kennzeichnungsetiketten. Das Gespräch mit Peter Neuhaus, Geschäftsführer der Neuhaus AG, zeigt, welche Bedeutung Zertifizierungen heute haben und auf was man achten muss.

 

Welche Bedeutung haben Zertifikate im weltweiten Handel?

Peter Neuhaus: Die weltweiten Normen und Zertifizierungen sowie deren permanente Veränderung haben ein Ausmass angenommen, das vom KMU bis zum Grossbetrieb praktisch nur noch mit Unterstützung von Spezialisten zu bewältigen ist. Um sich eingrenzen zu können, stellen sich immer wieder folgende Fragen:

  • Welches ist mein Kundensegment: Food, Pharma, Industrie, Automobil, Consumer usw.?

 

  • Ist mein Produkt grundsätzlich zertifizierungspflichtig?

 

  • Bedarf es einer Prüfung durch ein Labor oder ist es eine Selbstdeklaration?

 

  • Umfang meiner Zertifizierungspflicht?

Welche Zertifikate sind für Schweizer Unternehmen relevant?

Neuhaus: Für Europa gilt nebst lokalen Normen hauptsächlich die CE-Zertifizierung, für die USA die UL-Zertifizierung, die mehrheitlich auch für Kanada gilt. Selbst auf den Ostmärkten, die eigene Zertifizierungen kennen, wird UL teilweise als verbindlich vorausgesetzt.

Für unsere Kunden- und Produktsegmente sind CE und UL wichtig. Aus Kosten- und Haftpflichtgründen ist es von enormer Bedeutung, seine Produkte auf die eingangs gestellten Fragen hin zu überprüfen. Im Bereich Beschriftung können wir dabei den Firmen kompetent zur Seite stehen.

Warum sind Zertifizierungen so wichtig?

Neuhaus: Zu Beginn der Industrialisierung wurden in allen Bereichen funktionelle Entwicklungen produziert und auf den Markt gebracht. Auf Sicherheit, Bedienung, Umwelt, einheitliche Teile wie Schrauben usw. legte man wenig Wert. Entsprechend stiegen die Gefahren und Risiken, und letztlich kam es zu schweren Unfällen, Brand-katastrophen usw. Auf Druck von Regierungen, Versicherungen, Konsumenten sowie aus eigenen betriebswirtschaftlichen Überlegungen begannen Firmen, diverse Organisationen und Regierungen, Normen und Vorschriften zu erlassen. Beispiele sind ISO, DIN, SEV, VDE, UL usw.

Mit zunehmender Globalisierung verschärfte sich der Druck auf die Normen – heute sind UL und CE starke Vorgaben. Dank Einhaltung dieser Vorgaben verringert der Hersteller in starkem Masse das Haftpflichtrisiko und kann sich zudem erfolgreich gegen Fälschungen wehren.

Was genau besagt denn eine UL- bzw. eine CSA-Zertifizierung?

Neuhaus: Ein Kabel, Schalter oder eben ein Etikett wird von der Herstellung bis zum Einbau im fertigen Gerät auf seine Eigenschaften hin beschrieben, in den UL Laboratories entsprechend geprüft und in den verarbeitenden Betrieben durch Inspektoren überwacht. Dies bedeutet, dass jeder, der ein UL-Produkt bearbeitet oder verändert, für diesen Schritt berechtigt bzw. zertifiziert sein muss. Solange es sich um ein Halbfabrikat handelt, muss man das Produkt nach jedem Fertigungsprozess UL-konform bezeichnen und mit dem UR-Zeichen versehen. Erst das fertige Gerät, das wiederum als Ganzes zu prüfen ist, erhält dann das UL-Zeichen für die USA und, wenn erforderlich, das CSA-Zeichen für Kanada. UL bedeutet demzufolge eine lückenlose Rückverfolgbarkeit nicht nur im administrativen, sondern auch im technischen Bereich.

Wo liegen die Hauptunterschiede zwischen den verschiedenen Zertifizierungen?

Neuhaus: Den Zertifizierungen liegen Tausende von Normen zugrunde, die den aktuellen Bedürfnissen und Entwicklungen permanent angepasst werden müssen. Im Gegensatz zu Europa, wo staatliche Gremien die EN-Richtlinien erstellen, ist die UL eine eigenständige unabhängige Organisation, die unter Berücksichtigung unterschiedlichster Normen ihre Grenzen selber festlegt, prüft und überwacht.

Bei der CE-Zertifizierung handelt es sich um eine Selbstdeklaration, die man aufgrund der einschlägigen Normen selbstkritisch durchführen und dokumentieren muss.

Bei der UL-Zertifizierung hingegen müssen die Produkte durch UL-zertifizierte Labore geprüft werden. Die Produktbezeichnung und das erlaubte Einsatzumfeld wie: Indoor, Outdoor, Temperaturbereich, Verklebungsuntergründe, Bedruckungsmittel usw. werden nach bestandener Prüfung im Internet unter www.database.ul.com und dem berechtigten Verarbeiter (z. B. Neuhaus AG = MH 29348) aufgeführt.

Neuhaus beliefert die Kunden mit UL-zertifizierten Etiketten und Folien. Was genau macht Ihre Firma?

Neuhaus: Unser Unternehmen ist für Etiketten im Thermotransferdruck in zwei Katego-rien zertifiziert, und zwar für PGJI2 und 8 sowie für PGDQ2 und 8. Was bedeutet das? Neuhaus bezieht von führenden Herstellern wie 3M, Flexcon, Ricoh, Jumborollen, die durch diese Hersteller zertifiziert sind. Durch das Schneiden auf Schmalrollen, Stanzen von Etiketten und Bedrucken erfolgt eine Veränderung der Ware. Die Berechtigung für diesen Veränderungsprozess bedingt eine Zertifizierung unter den erwähnten Files.

Unter PGJI2/8 werden ab Jumborollen kundenspezifische Schmallrollen geschnitten sowie Blankoetiketten gestanzt und mit den UL-relevanten Informationen wie File-Nr., UR-Zeichen usw. gekennzeichnet. Der Kunde darf daraus selber UL-zertifizierte Etiketten bedrucken.

PGDQ2/8 unterscheidet sich von PGJI2/8 dadurch, dass Neuhaus die Etiketten mit den Kundendaten bedruckt. Der Kunde verklebt die fertigen UL-Etiketten auf seine Produkte, ohne daran eine Veränderung vorzunehmen.

Welche Vorteile bringt dies Ihren Kunden?

Neuhaus: Der Kunde profitiert rechtlich wie finanziell. Wir alle kennen die strengen und kostspieligen Produkthaftpflichtgesetze in den USA. Mit einem lückenlosen Einsatz von UL-zertifizierten Materialien entsteht zumindest von dieser Seite eine sehr hohe Rechtssicherheit. Zudem läuft man nicht Gefahr, dass der Hersteller die gelieferten Geräte wegen mangelnder Zertifizierung vom Markt nehmen muss. Finanziell profitiert der Kunde von unserer Vorzertifizierung. Setzt er ein nicht zertifiziertes Etikett ein, so muss er dieses auf Punkte wie Klebstoff, Abriebfestigkeit, Temperatur, Umweltbedingungen usw. durch ein UL-Labor mit hohen Kosten, initial und jährlich prüfen lassen.

Peter Neuhaus, mit Ihrem Unternehmen sind Sie bereits 30 Jahre im Markt. Wie wichtig erachten Sie die Einhaltung von Normen?

Neuhaus: Für uns ist die Einhaltung von Normen immer zentral. Wie erwähnt, reduzieren wir damit das unternehmerische Haftpflicht-risiko, sind aber auch immer für Innovationen gefordert. Dank der grossen Auseinandersetzung mit UL dürfen wir auf über zwanzig Jahre als Etikettenlieferant bei Bosch und wichtigen grossen Konzernen zurückblicken. Wie die Normen werden auch wir permanent im Fluss bleiben.

Für unsere Kunden sind CE und UL sehr wichtig

 

Unser Kunde profitiert von der Vorzertifizierung

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