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Industrieautomation: Branche trotz Umsatzrückgang zuversichtlich

Die Industrieautomation – ein bedeutender Teil der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) – ringt weiterhin mit der schwierigen Währungssituation. Unter dem Eindruck des starken Frankens sank der Gesamtumsatz der Technologieunternehmen 2011 um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz des widrigen Umfelds blickt René Brugger, Präsident des führenden Branchenverbandes swissT.net, optimistisch in die Zukunft. «Dank der hohen Innovationsfähigkeit und Flexibilität der Unternehmen sind wir auf einem guten Weg.» Ausdruck dieser Zuversicht ist die neue Schweizer Messe für Technologie SINDEX, die die Branche in diesem Herbst auf dem Messeplatz Bern zusammenführt.

Die im Branchenverband swissT.net organisierten Unternehmen erzielten in den Bereichen Automation und Elektronik & Elektrotechnik im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 1459 Mio. Fr. Das sind 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr (2010: 1499 Mio. Fr.). Dieser Rückgang widerspiegelt den starken Schweizer Franken, aber auch eine Ungewissheit über die erwartete Konjunkturentwicklung. Der Gesamtumsatz der Technologiebranche war 2011 zwar deutlich besser als jener des Krisenjahres 2009 (1112 Mio. Fr.), liegt aber hinter den Umsätzen der Jahre 2007 (1578 Mio. Fr.) und 2008 (1517 Mio. Fr.) zurück. Die von swissT.net erhobenen Zahlen stehen für rund 300 Unternehmen, die zusammen 60 Prozent des Marktvolumens im Bereich Industrieautomation generieren. Hochgerechnet beläuft sich der Gesamtumsatz der MEM-Teilbranche Industrieautomation somit auf rund 2,5 Mrd. Franken, was seine volkswirtschaftliche Bedeutung vor Augen führt. Bei der Zahl sind die vor- und nachgelagerten Unternehmen in der Wertschöpfungskette nicht berücksichtigt.

Der starke Schweizer Franken setzt insbesondere kleinere und mittlere Technologieunternehmen weiterhin unter Druck. «Der hohe Frankenkurs wurde von einigen der grossen MEM-Unternehmen auf die Zulieferer abgewälzt oder durch ein verstärktes direktes Einkaufen im Euro-Raum umgangen», sagt René Brugger, Präsident des Technologieverbandes swissT.net. Die einzelnen Unternehmen sind dabei unterschiedlich stark von der Währungsproblematik betroffen. Reine Handelsfirmen haben vorübergehend vom starken Franken profitiert. KMU mit einem hohen Wertschöpfungsanteil in der Schweiz hingegen stehen unter einem enormen Margendruck. In einzelnen Fällen werden sie in ihren langfristigen Perspektiven gefährdet. Damit droht eine Vernichtung von wertvollen Industriearbeitsplätzen. Der drohende Know-how-Verlust würde die Schweizer Industrie in ihrer Gesamtheit schwächen.

Die Stimmung innerhalb der Branche ist weiterhin geprägt von Verunsicherung über die konjunkturellen Aussichten. Bei dem von swissT.net halbjährlich erhobenen Stimmungsbarometer erwartete nur gerade ein Fünftel der Unternehmen einen Aufwärtstrend für das erste Halbjahr 2012. Knapp zwei Fünftel der Firmen rechnete bei der Befragung im letzten Herbst dagegen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Dabei war die Stimmungslage im Bereich Automation (Connecting & Switching Devices, Electronic Packaging, Elektronik Manufacturing, Industrielle Stromversorgung, Produktionsmittel der Elektronik-Fertigung, Embedded Computing, Mess- & Prüftechnik) praktisch identisch mit jener im Bereich Elektronik & Elektrotechnik (Sensoren, Industrielle Mess- und Regeltechnik, Automatisierungssysteme, Engineering, elektrische und mechanische Antriebe, Niederspannung Schaltgeräte, SIM, Robotik, Vision Systems, RFID). Das Stimmungsbarometer widerspiegelt eine verschlechterte Situation bei den Auftragseingängen.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen blickt die Technologiebranche mit einiger Zuversicht in die Zukunft. Anlass zur Hoffnung geben die hohe Innovationsfähigkeit der Unternehmen und ein hohes Mass an Flexibilität. Optimistisch stimmen auch die jüngsten Einschätzungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Die KOF-Umfrage weist über den gesamten Industriesektor hinweg eine Verbesserung der Stimmung aus. Von dieser hoffen die Unternehmen der Industrieautomation, die Schweizer Maschinen- und Anlagenbauer sowie Systemintegratoren mit Komponenten und Gesamtlösungen beliefern, profitieren zu können. Die Geschäftslage der Industrie hat sich gemäss den vorliegenden KOF-Daten verbessert, die Konjunkturdelle Ende 2011 scheint überstanden. Die Weltkonjunktur zieht tendenziell an, und Deutschland – der wichtigste Handelspartner der Schweiz – hat gute Konjunkturaussichten.

Trotz dieser positiven Signale ist für die Technologiebranche das Problem der Überbewertung des Schweizer Frankens weiterhin ungelöst. «Wir sind auf die Unterstützung aus der Politik und den Verantwortlichen der Nationalbank angewiesen», sagt René Brugger, Präsident swissT.net. Im kommenden September bietet sich der Technologiebranche gute Gelegenheit, um sich bei den politisch Verantwortlichen direkt Gehör zu verschaffen. Vom 4. bis 6. September versammelte sich die Branche erstmals auf dem Messeplatz Bern zur neuen Schweizer Messe für Technologie SINDEX. Rund 300 Unternehmen werden dort auf rund 20 000 m2 Brutto-Ausstellungsfläche Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Automation, Robotik und Handhabung, Fluidtechnik, Elektronik, Elektrotechnik, Produktionstechnik sowie Bildung, Forschung und Entwicklung vorstellen. Einen Schwerpunkt bilden Produkte und Lösungen aus den Bereichen Automation und Elektronik. Mitgetragen wird die Veranstaltung vom Branchenverband GOP, der die Unternehmen der Fluidtechnik organisiert. Auf dem Programm in Bern steht am 4. September 2012 auch das hochkarätig besetzte SINDEX Eröffnungssymposium: Spitzenvertreter der SINDEX-Aussteller und ihrer Kunden diskutieren die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der MEM-Branche. Die Veranstaltung steht unter dem Leitthema «Unsere Innovationen für unseren Werkplatz».

www.sindex.ch