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Hauptsitz von Siemens Schweiz komplett umgebaut

Erstmals wird in der Schweiz der LEED Gold-Standard für ein modernisiertes Gebäude verliehen.

Die Siemens Schweiz AG hat ihr Verwaltungsgebäude am Hauptsitz in Albisrieden komplett modernisiert. Das Unternehmen hat dafür rund 15 Millionen Franken investiert und das Gebäude auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die Investitionen haben sich gelohnt, denn als erstes modernisiertes Gebäude der Schweiz hat es den Effizienzstandard LEED Gold erhalten.

Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude an der Freilagerstrasse 40 mit seinen grossflächigen Fassadenplatten wie eines dieser typischen Bauten aus den 1980er Jahren. Doch der Schein trügt, denn das Gebäude erfüllt nach dem kürzlich erfolgten Umbau höchste Umwelt- und Qualitätsstandards. Bei der Modernisierung wurden mit dem neuen Siemens-Office-Konzept nicht nur attraktive Arbeitswelten für die Mitarbeitenden geschaffen (siehe Kasten 2), sondern gleichzeitig zahlreiche Nachhaltigkeitsmassnahmen umgesetzt, die dem Gebäude den LEED Gold Status verschafft haben.

Der 1981 erbaute Bürokomplex wurde von Februar bis Mitte Oktober 2011 modernisiert. Während dieser Phase wurden die betroffenen Mitarbeitenden und die entsprechende Büro- und Telecom-Infrastruktur provisorisch in anderen Gebäuden und Büroräumen auf dem Siemens-Areal untergebracht.

Erfolgreiche Zertifizierung
Die Kernsanierung des rund 30 Jahre alten Gebäudes stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit: Stehen blieben beim Umbau im Wesentlichen nur die Lüftungsanlagen, die Stützen und die Treppenhäuser mit den Liften. Alles andere musste weichen. Verwertbare Rohstoffe wurden getrennt und entsorgt, die Fassade gedämmt, die Fenster ausgewechselt und das Flachdach teilweise begrünt. Durch die Verdunstung des gespeicherten Regenwassers wird die Raumtemperatur in den darunterliegenden Räumen im Sommer verbessert. Gleichzeitig werden aufgrund der Wasserrückhaltung die Kläranlagen entlastet. Diese ressourcenschonenden Massnahmen haben unter anderem dazu beigetragen, dass das Gebäude den LEED Gold Standard erreicht hat.

Der LEED Standard
LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist ein US-amerikanischer Standard für umweltgerechtes, Ressourcen schonendes und nachhaltiges Bauen und wird vom U.S. Green Building Certification Institute vergeben. Dieser Standard setzt sich allmählich auch international durch. Das Label wird regelmässig mit neuen Forderungen aufdatiert.
Im Gegensatz zu dem in der Schweiz seit längerem bekannten Gebäudestandard MINERGIE berücksichtigt der LEED Standard eine Reihe von Bewertungskriterien, die weit über rein energetische oder gebäudetechnische Standards hinausgehen (Kasten 1). So werden in das Punktesystem zum Beispiel auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr oder die Nähe zu Schulen und zu Einkaufsmöglichkeiten miteinbezogen. Mit dieser umfassenderen Betrachtung soll erreicht werden, dass die Nutzer eines LEED-Gebäudes weniger auf umweltbelastende Verkehrsmittel angewiesen sind.
Ein weiterer Aspekt der Bewertung, der bei europäischen Zertifizierungen weniger zentral ist, ist der Wasserverbrauch. Dieser Ressource wird in vielen Ländern und insbesondere in grossen Städten sowie regenarmen Regionen eine wesentlich höhere Bedeutung beigemessen als in der Schweiz.

Im Rahmen der Sanierung des Siemens-Hauptgebäudes in Zürich wurden 70 Kilometer Stromkabel, knapp 30 000 Quadratmeter Doppelboden- und rund 20 000 Quadratmeter Gipskartonplatten verlegt sowie knapp 3000 Liter Farbe verwendet. Die Lüftungsanlagen im Gebäude II-3 wurden mit neuer Leittechnik und optimierten Motoren ausgestattet. Die Beleuchtung wurde zu grossen Teilen auf LED umgestellt.

Die durchgeführten Massnahmen führen zu mehr Energieeffizienz im Gebäude. Die Wirkung der Massnahmen wurde mit Hilfe der Tools der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) ermittelt. Nach diesen Berechnungen liegen die Einsparungen beim benötigten Erdgas bei einer Energiemenge von mehr als 600 MWh pro Jahr und beim Strom bei mehr als 100 MWh pro Jahr. Zum Vergleich: Ein typischer Schweizer Haushalt mit vier Personen benötigt heute im Jahr ca. 4 MWh elektrische Energie.

Abfrage im 15-Minuten-Takt
Der Energiebedarf des Gebäudes wird seit 2008 alle 15 Minuten ermittelt. Es ist aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch schwierig Aussagen darüber zu machen, ob die berechneten Werte auch erreicht werden. Zudem macht es wenig Sinn einen direkten Vergleich mit den Verbräuchen der Vorjahre zu machen. Die Gründe sind vielfältig:
• Es gibt zur Zeit noch kein vollständiges Ergebnis für ein ganzes Betriebsjahr
• Bereits vor der Modernisierung standen viele Räume leer und wurden im ”Standby“ betrieben, also z.B. mit abgesenkter Raumtemperatur
• Es waren nur rund die Hälfte der jetzigen Mitarbeiter im Gebäude tätig
• Während der Modernisierung von Februar bis Oktober 2011 gab es viele Sondereffekte durch die Bautätigkeit (offene Fenster und Türen, Elektrobedarf Baumaschinen und Baugeräte)
• Die Nutzung hat sich nach der Modernisierung geändert
Neue Bereiche für Konferenzen und Schulungen
Der gekühlte Bereich für die ehemalige Druckerei wurde aufgehoben
Das Gebäude ist neu komplett belüftet

Die wesentlich höhere Belegung mit hoch technisierten Arbeitsplätzen macht einen Vergleich mit der Ausgangslage im Jahr 2010 praktisch unmöglich. Wir erwarten über das Jahr gerechnet beim Wärmebedarf einen starken Rückgang, parallel dazu werden sich die CO2-Emissionen ebenso deutlich reduzieren. Beim Bedarf an Elektrizität erwarten wir gegenüber dem Vergleichjahr 2010 einen Anstieg, der ohne die Massnahmen an der Haustechnik aber noch viel deutlicher ausgefallen wäre. Da viele unserer Mitarbeitenden neu im modernisierten Gebäude II-3 arbeiten, entfällt der durch diese Arbeitsplätze erzeugte Energiemehrbedarf jetzt in anderen Gebäuden.
Parallel zu den oben beschriebenen Aspekten werden weitere Massnahmen geprüft, um den Energiebedarf des Gebäudes weiter zu senken.

Siemens Office
Im Zuge des Umbaus des Siemens-Hauptgebäudes in Albisrieden wurde auch das neue Bürokonzept ”Siemens Office“ eingeführt. Es bietet verschiedene Arbeitsmöglichkeiten und Aufenthaltszonen. Die grosszügigen zentralen Zonen fördern zwischenmenschliche Beziehungen sowie abteilungsübergreifende Interaktionen. Diverse Räume ermöglichen ein konzentriertes Arbeiten und spontane Besprechungen. Die neuen Arbeitsplätze wurden Mitte November 2011 bezogen. Ebenfalls neu ist das Conference Center im Erdgeschoss des Gebäudes, welches internen sowie externen Gästen einen professionellen Rahmen bietet, um Meetings und Veranstaltungen durchzuführen. Die Räumlichkeiten, das Equipment sowie das Catering, welches in Zusammenarbeit mit dem Personalrestaurant angeboten wird, können direkt über ein Reservierungssystem gebucht werden. Das Personal beim Service Desk sorgt dafür, dass alles reibungslos abläuft und ist bei technischen Problemen behilflich.

www.siemens.com