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Nervenkitzel im Trainingslabor

Die Simulationsanlagen von Endress+Hauser weihen die Messtechniker von morgen in die Geheimnisse der Prozess- und Automatisierungstechnik ein. Die Übungsanlagen leisten nicht nur für die interne Schulung gute Dienste, sondern gehören rund um den Globus zum Stolz der renommiertesten Hochschulen.

„Wir möchten junge Menschen für die Messtechnik begeistern und ihnen das nötige Praxiswissen vermitteln“, sagt Dr. Holger Knau. Der Physiker weiß, wovon er spricht: In seiner langjährigen Tätigkeit in Forschung, Marketing und Verkauf hat er ein tiefes Verständnis für die verschiedensten Kunden und ihre Arbeitsfelder erworben. Heute gibt er sein Wissen gern an die jüngere Generation weiter. „Ob Service, Vertriebs- oder Produktmanager: Viele unserer Mitarbeitenden sind Spezialisten für eine bestimmte Branche oder Technologie. Wir helfen ihnen, ihr Know-how zu erweitern und praktische Erfahrung zu sammeln.“

Die systematische Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden ist beim Messtechnik-Spezialisten Endress+Hauser Teil der Erfolgsgeschichte. Dabei wurde das hohe Engagement einst aus der Not geboren: Prozessautomatisierung ist ein Nischenfach, das nur an wenigen Schulen gelehrt wird, während der Bedarf an Spezialisten mit jeder neuen Endress+Hauser Ländergesellschaft stieg. Über die ganze Firmengruppe gilt heute das strategische Ziel, dass 2,5 Prozent der gesamten Personalkosten für Weiterbildung aufgewendet werden, was rund fünf Tagen Weiterbildung pro Jahr und Mitarbeitendem entspricht.

Perfekte Simulation

„Unsere Mitarbeitende müssen die Sprache unserer Kunden lernen, nur so können sie später deren Wünsche und Probleme verstehen und lösen“, betont Matthias Altendorf, CEO der Endress+Hauser Gruppe. Zur Vertiefung des technischen Fachwissens wurde 2010 ein modernes Ausbildungszentrum am Holdingsitz in Reinach eingeweiht, das Application Trainings Center (ATC). Für interne wie externe Trainings stehen zwei voll ausgerüstete Schulungsräume, eine Werkstatt und zehn Büroarbeitsplätze zur Verfügung.

Hier entwickelt Holger Knau mit seinem Team nicht nur Kurse, sondern baut auch weltweit einzigartige Übungsanlagen, so genannte „Rigs“. „Fast jedes dieser Schulungsanlagen ist ein Einzelstück, entwickelt für ein bestimmtes Arbeitsfeld der Prozessautomatisierung“, sagt Holger Knau. „Auf diese Weise lernen die Kursteilnehmer, wie es sich anfühlt, einen komplexen Prozess mit all seinen Tücken zu kontrollieren und zu steuern.“

Hightech auf engstem Raum

Die Anlagen bieten nicht nur viel Hightech auf engstem Raum, sondern auch einigen Nervenkitzel, bilden sie doch komplette Produktionsprozesse oder Teile davon in Echtzeit ab: Von der einfachen Füllstandmessung bis hin zum mehrstufigen Verfahren mit einer Vielzahl interagierender Geräte. Die Kursteilnehmer bekommen hautnah mit, was es heißt, eine Anlage zu fahren, wie die Komponenten zusammenspielen, wie sich Störungen bemerkbar machen. „So schaffen wir eine praxisnahe Trainingsumgebung vom Sensor bis zum Leitsystem“, erklärt Holger Knau. Je nach Zielbranche stehen spezialisierte Lehrgänge auf dem Programm, etwa „Abwasserbehandlung“, „Getränkeabfüllung“ oder „Life Sciences“.

In Deutschland und der Schweiz bildet Endress+Hauser einen Großteil der Fachkräfte selbst aus – und kann nahezu allen Auszubildenden nach dem Abschluss einen Arbeitsplatz anbieten. Auch viele der weltweiten Ländergesellschaften betreiben am jeweiligen Standort Anlagen für die Aus- und Weiterbildung. Nicht immer unter dem eigenen Dach: In über 20 Ländern stehen die „Rigs“ auch in Schulen und Hochschulen, mit denen Endress+Hauser oft sehr enge Bildungspartnerschaften pflegt. So stehen verfahrenstechnische Übungsanlagen an führenden Universitäten in Indien, Kanada, Namibia, Südafrika, China oder den USA.

Hohe Wertschätzung

„Vielen Bildungsinstituten fehlt das Geld und das Know-how, eine solche Anlage zu betreiben“, erklärt Holger Knau. „Damit die Anlage in einwandfreiem Zustand bleibt, übernehmen wir oft den Unterhalt und den technischen Support“. Die Wertschätzung von Seiten der Lehrer, Studierenden und Kunden ist enorm. „Für viele Hochschulen geht ein Traum in Erfüllung. Die Mischung aus Theorie und Praxis ist optimal.“ Viele Dozenten tragen das Endress+Hauser Logo und bringen ihre Erfahrungen vom Feld direkt in die Schulstuben.

So steht zum Beispiel im pharmazeutischen Forschungsinstitut NIBRT in Dublin (Irland) eine der weltweit größten Schulungsanlagen mit Bioreaktor, und eben lief eine neues „Rig“ für Schüttgut vom Stapel, die in Laos ihre Dienste leisten soll: Da das Land so gut wie keine Fachkräfte ausbildet, ermöglicht Endress+Hauser gemeinsam mit der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit eine Ausbildung, eine Mischung aus Vor-Ort-Unterricht und Web-basiertem Training. „Wo es keine Fachkräfte gibt, stockt die wirtschaftliche Entwicklung“, sagt Matthias Altendorf. „Bildung ist die Grundlage von Wohlstand und Freiheit.“ In vielen Fällen geht sie mit dem wirtschaftlichen Wachstum Hand in Hand. „Wir sind uns der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, Menschen in vielfältigster Art und Weise aus- und weiterzubilden.“

Partnerschaftlich verbunden

Sind Absolventen mit den Geräten bereits vertraut, nützt dies den Kunden, da diese ihre Anlagen vom ersten Tag an effizient, sicher und umweltfreundlich betreiben können. Immer häufiger werden Trainingsanlagen darum auch von Kunden direkt in Auftrag gegeben. So wurde im ATC für die Produktions-, Lager- und Verladeplattform eines nigerianischen Ölkonzerns eine viel beachtete Übungsanlage samt Ausbildungskonzept entwickelt.

Die große Stärke des ATC-Schulungskonzepts ist der praxisnahe Ansatz. Ob im ATC in Reinach, in den Vertriebszentren oder an den Technischen Hochschulen: Die versierten Messtechniker bringen viel authentische Praxiserfahrung ins Klassenzimmer, was bei den Studierenden sehr gut ankommt. Zumal der Fokus stets auf jenen Branchen liegt, die im jeweiligen Land bedeutend sind. „Die Schüler tauchen in die Welt ihrer potenziellen Arbeitgeber ein“, sagt Holger Knau. „Es ist eine Situation, von der beide Seiten profitieren.“

Endress+Hauser